Wieder ein Artikel übers Gärtnern, mit einem längeren Zitat, warum es gut tut:
Direkter Draht ins Gehirn
Neben der psychischen Wirkung hat die Gartenarbeit übrigens auch einen handfesten körperlichen Effekt. Die aktive Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System, die Herzfrequenz sinkt, der Puls wird ruhiger, der Blutdruck ausgeglichener. Die verschiedenen, sich wiederholenden Bewegungsmuster stärken den gesamten Bewegungsapparat, das Atemvolumen steigert sich um bis zu 50 Prozent, und der Stoffwechsel gleicht sich aus. Für Letzteres dürften unter anderem die ätherischen Öle verantwortlich sein, die sich in Pflanzen befinden. "Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die produziert werden, um Insekten anzulocken, Feinde zu vertreiben, untereinander zu kommunizieren und mehr", erklärt die Agrarwissenschafterin und Kräuterpädagogin Valerie Jarolim. Sie betreibt den Blog Blatt und Dorn, wo sie Wissenswertes über Kräuter erzählt."
Diese Öle gehen über die Riechschleimhaut direkt in das limbische System, einen der ältesten Teile unseres Gehirns. Dort werden dann neurochemische Stoffe wie zum Beispiel Enkephaline, Endorphine, Serotonin oder Noradrenalin freigesetzt. Diese Botenstoffe interagieren unter anderem mit dem Immunsystem." Diese Wechselwirkung dürfte dafür sorgen, dass das parasympathische Nervensystem, das für Entspannung zuständig ist, aktiviert wird. So werden körpereigene Erholungsmechanismen in Gang gesetzt, die etwa für besseren Schlaf sorgen – ein Effekt, den die meisten Gärtner kenne und den Jarolim treffend beschreibt: "Nach einem Tag Arbeit im Grünen verspürt man eine körperliche Müdigkeit, die man von Computerarbeit nicht kennt. Und die lässt einen so richtig gut schlafen."
Der Klang der Natur
Wer jetzt auf der Stelle einen eigenen Garten anlegen möchte, kann sich entspannen. Es ist nicht unbedingt nötig, selbst eine riesige Fläche zu beackern, um davon zu profitieren. Zum Einstieg reicht sogar eine gezielte Beschäftigung mit der Natur. Etwa wenn man barfuß durchs Gras läuft, dessen Kühle spürt oder die Härte der Kieselsteine auf dem Weg wahrnimmt. Auch das Angreifen von Pflanzen, das Reiben eines Blatts oder Krauts und das Wahrnehmen des Geruchs, den es verströmt, sind sinnliche Erlebnisse, die einen direkt in den Moment holen.
Ein ebenso wichtiges Erlebnis ist das bewusste Hören von Naturgeräuschen, besonders von Vogelgezwitscher, und zwar möglichst ohne menschengemachte Geräusche. Eine aktuelle Multistudienanalyse von Forschern der Carleton University, der Colorado State University und der Michigan State University, die die Auswirkungen von natürlichen Klanglandschaften in US-Nationalparks auf die Gesundheit untersuchten, zeigt, dass diese Geräusche Schmerzen und Stress verringern, kognitive Funktionen und die Stimmung verbessern. Und wer gerade keinen Nationalpark in greifbarer Nähe hat, legt sich zumindest Zimmerpflanzen zu. Denn auch deren Anblick hilft schon, die Konzentration zu stärken.
aus:
https://www.derstandard.at/story/2000128168888/das-schoene-graben-in-der-erde