Viele Menschen bauen Möbel, nähen Kleidungsstücke, reparieren ihr Fahrrad, schmieden Kunstwerke, bauen Gärten aus Zivilisationsmüll oder sitzen an der Töpferscheibe: Selbermachen – auch DIY (Do it yourself) genannt – ist Trend. Was heute als neue Bewegung in Erscheinung tritt, hat seine Wurzeln in einem Bedürfnis nach Autonomie und Selbstvergewisserung als produktives Individuum.

Das neue Interesse an Eigenarbeit, das Erforschen praktischer Fähigkeiten und der Ausbau handwerklichen Vermögens sind vielfach Ausdruck des Wunsches nach einem nachhaltigeren Lebensstil: Das eigene Konsumverhalten soll bewusst und ressourcenschonend, kurz „enkeltauglich“ sein. Wer selbstbestimmt und aus eigenem Antrieb Dinge herstellt, setzt sich mit Produktionsbedingungen auseinander, entwickelt Sinn für Materialität und Verarbeitung. Selbermachen heißt eben nicht kaufen oder machen lassen, sondern meint Tätigsein mit eigenen Kräften und nach eigener Vorstellung. Darüber hinaus bedeutet es einen Gewinn an Autonomie und Kompetenz, ermöglicht sinnliches Erleben und fördert das soziale Miteinander.

Offene Werkstätten und Gartenprojekte bieten den nötigen Freiraum für Do it yourself bzw. Do it together. Was zum Selbermachen nötig ist, wird dort geteilt: Wissen, praktische Fertigkeiten und Materialien kommen allen zugute, die Lust aufs Selbermachen haben. So entstehen Infrastrukturen, in denen Eigenarbeit vom individuellen Erlebnis zum gemeinschaftlichen Gestalten wird.
