Juan Coka zeichnet in seiner Masterarbeit „Rebuilding Collective Memory - An Analysis of the Dynamics and Dimensions of Community Garden Movement in Berlin" die Entstehung und Entwicklung der Gemeinschaftsgarten-Vernetzung in Berlin nach.
In seiner aktivistischen Ethnographie beleuchtet er Dynamik, Strukturen und Herausforderungen dieser Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen Fallstudien zu fünf Berliner Gärten, deren Geschichte auch heute noch prägend ist: Rosa-Rose, Prinzessinnengarten, Prachttomate, Himmelbeet und Allmende-Kontor. Eine Grundlage der Untersuchung ist die kollektive Erinnerung Berliner Gartenaktivits*innen.
Die Fallstudien zeigen die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich Gemeinschaftsgärten bei der Sicherung des öffentlichen Raums stellen müssen, und verdeutlichen ihre Rolle bei der Förderung der sozialen und ökologischen Erneuerung in der Stadt.
Heute sind Gemeinschaftsgärten ein fester Bestandteil der Berliner Stadtentwicklung. Juan Coka unterstreicht mit seiner Arbeit die Bedeutung der gemeinsamen Aktionen und des kollektiven Handelns dafür.
Zur Masterarbeit (in englischer Sprache)
Weitere Forschnungsarbeiten zum Thema Urbane Gärten
Der Rosenduftgarten im Park am Gleisdreieck in Berlin ist ein Ort für traditionelles Wissen und altes Saatgut aus Bosnien. Vor allem auf ihre Okraschoten ist Begzada Alatović, die den Garten organisiert, stolz. Sie strahlt, wenn sie von der Vielfalt der mitgebrachten Sorten spricht, die inmitten erblühen und geerntet werden können. Über ihre Okraschote ist an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sogar mal eine Abschlussarbeit entstanden.
Entstanden ist der Rosenduftgarten 2006 als Zufluchts- und Ankommensort für Frauen aus Bosnien, die hier Therapie und Heilung von ihren traumatischen Erfahrungen aus ihrer Heimat finden. Eine Schweizer Psychologiestudentin ist sechs Monate geblieben, ist eingetaucht in den Garten, hat mit den Frauen gesprochen. Ihre Fragestellung: „Was bedeutet der Garten für die bosnischen Frauen?“ Das darf man sich aber nicht als unsensibles Ausfragen oder instrumentalisierendes Datensammeln vorstellen. Die Studierenden haben mit den Frauen Bohnen gesammelt und ihnen dabei ein wenig Deutsch beigebracht. Im Rosenduftgarten geht es um Heilung und Beziehungen: zwischen Menschen und Pflanzen und zwischen den Menschen. Auch Begzada selbst hat der Garten seelisch geholfen: nicht nur zu Hause zu sitzen, sondern Leute zu treffen. Der Garten ist ein Schutzraum für Frauen mit fürchterlichen Erfahrungen aus Krieg und Vertreibung. Über die eigenen Erfahrungen zu sprechen, stärkt das Selbstbewusstsein und hat eine heilende Wirkung.
So ist der Rosenduftgarten ein vielfältiger Lernort. Es entstehen Bücher, Broschüren und Ausstellungen über Flucht und Vertreibung, über alte Gemüsesorten. Es findet Schulunterricht im Garten statt, in Workshops werden Öle und Kräutermischungen hergestellt. Es gibt Seminare zu Garten-, Pflanzen- und Ernährungswissen. Lernen ist hier kein Vorgang, über eine Sache zu sprechen, sondern aus dem Stoff heraus, von seiner Durchdringung her zu berichten, zu zeigen, im Körper zu bewahren, das Wissen weiterzugeben.
Der Interkulturelle Rosenduftgarten ist auch ein Lernort für das Leben in der postmigrantischen Gesellschaft. Er ist mehrsprachig: Bosnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch und weitere Sprachen sind zu vernehmen. Wenn sie sich austauschen und die Frauen zusammenkommen fängt es immer mit dem Kaffeetrinken an. Das ist das verbindende Ritual.
Website des Trägers
Weitere Informationen zum Rosenduftgarten
Essbares Dorf als Praxis des Commoning und des sozial-ökologischen Wandels
Das sächsische Dorf Pödelwitz sollte für den Braunkohletagebau abgebaggert werden, doch aufgrund des großen und langjährigen Widerstands blieb es bestehen.
Bereits während der Bedrohung durch den Tagebau wurden Alternativen entwickelt. Ein zentrales Konzept ist das "Essbare Dorf" mit Gemeinschaftsgärten. Die Gemeinschaftsgärten sind wesentlich für eine zukunftsfähige, gemeinwohlorientierte und inklusive Dorfentwicklung mit Modellcharakter. Die Dorfbewohner*innen haben die Vision einer gemeinschaftsgetragenen Infrastruktur entwickelt. Das Essbare Dorf ist ein zentraler Bestandteil: Überall soll Essbares wachsen.
Die Geschichte von Pödelwitz ist in die Gärten und Pflanzen eingeschrieben. Eine Strategie der Transformation ist die Raumnahme, unter anderem durch zwei Gemeinschaftsgärten. Diese haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Der Projektgarten an der Kirche war zunächst Treffpunkt, Anlaufstelle und Info-Ort mit offener Werkstatt und einer Jurte für Workshops. Heute entsteht hier außerdem ein Waldgarten. Eine zur Schmetterlingswiese weiterentwickelte Grünfläche ist heute auch Heilkräutergarten. Eine Obstbaumallee wurde gepflanzt, Obstbäume im Dorf werden peu a peu zu Obstbaumlebensgemeinschaften.
Als Neulandgewinner will der Verein Pödelwitz hat Zukunft 2025/26 ein integriertes Wasserkonzept für die Sammlung und Verteilung von Regenwasser aufbauen und mehr Menschen zum Mitmachen beim essbaren Dorf motivieren.
INCREASE ist ein europäisches Bürgerwissenschaftsprojekt, das sich der Erforschung und Erhaltung alter, unbekannter Bohnensorten verschrieben hat. Für diese Bohnensorten, die derzeit nur in Genbanken aufbewahrt werden, soll ein dezentrales Erhaltungssystem entwickelt werden.
Mitmachen kann jede*r. Gebraucht wird ein Smartphone oder Tablet mit Kamera, die INCREASE App und etwas Platz im Garten oder auf dem Balkon. Die Teilnehmer*innen erhalten verschiedene Bohnensorten zum Aussäen, um Pflanzenmerkmale wie Farbe, Krümmung oder das Wachstum der Bohne zu beobachten und zu messen. Die Hobbyforscher*innen helfen durch ihre Messungen, über 1000 alte Gartenbohnensorten an unterschiedliche europäische Umgebungen anzupassen.
Nach der ersten Teilnahme kann man die Lieblingssorte weiter anbauen oder über die App mit anderen Saatgut tauschen.
Dieses Jahr wurde INCREASE von der Europäischen Union mit dem „Grand Prix“ für Bürgerwissenschaften ausgezeichnet.
Eine Anmeldung für die nächste Runde in 2025 ist ab November in der App INCREASE CSA möglich.
Weitere Informationen
Der taschenGARTEN ist ein persönlicher Terminplaner und politischer Gartenkalender mit einer wöchentlichen Anbauplanung für den (Gemüse-)garten. Der Kalender führt mit Tipps und Grafiken zu Aussaat-, Pflanz- und Erntezeiten durch den Gemüse- und Kräutergarten.
Jedes Jahr gibt es einen anderen Schwerpunkt. Dieses Jahr hat der Kalender den Titel „Gemüsefülle & Insektenvielfalt“. Im Mittelpunkt stehen die Insekten. Klimawandel, Pestizide und Bodenversiegelung bedrohen sie.
In euren Gemeinschaftsgärten könnt ihr Lebensräume mit Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten für sie schaffen.
Heimische Pflanzen, Pflanzen, die zeitversetzt blühen, Gemüseblüten und wilde Ecken tragen zur Insektenvielfalt bei.
Quelle, weitere Infos und Bestellmöglichkeit
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