Fast zwölf Jahre war der Kölner Gemeinschaftsgarten NeuLand Zwischennutzer und Grünimpuls auf einer vormals brach liegenden Fläche im städtischen Plangebiet der Parkstadt Süd in Köln-Bayenthal. Anfang 2024 sind die NeuLänder*innen umgezogen: Das neue Gelände bearbeiten sie schwerpunktmäßig mit intensivem Bodenaufbau, haben die Infrastruktur schon (fast) wieder komplett aufgebaut, im Sommer das Sonntags-Café wieder geöffnet, machen Workshops und treiben die Geländeplanung und Auspflanzung ihrer Bestandspflanzen. Mit umgezogen ist auch die faradgang mit ihren Schraubertagen für geflüchtete Menschen, Motto: Mobilität für alle!
Die neue Fläche in der Parkstadt Süd ist mit aktuell 2000m² (und künftig 3500m²) zwar wesentlich kleiner, doch können die Gärtner*innen hier zum einen für immer bleiben und zum anderen in den Boden pflanzen.
NeuLand e.V. soll als Trägerverein den essbaren Teil des entstehenden Großparks, der den Inneren Grüngürtel Kölns vollenden wird, aufbauen und bewirtschaften. Der Verein plant hier einen essbaren Waldgarten, der für alle Kölner*innen mitgestaltbar und zugänglich ist: essbar, klimafreundlich nachbarschaftlich und naturnah.
Während der Umzugsvorbereitungen hat die NeuLand-Community am alten Standort wichtigen Pflanzenbestand in Transportbeete verlegt, den Boden am neuen Standort hat die Stadt Köln auf Altlasten untersucht, ausgehoben und mit Oberboden aufgefüllt. An nur vier Umzugstagen haben Mitglieder*innen und Freiwillige tatkräftig angepackt, um den Garten in sein neues Zuhause zu bringen.
Bei Agroforstprojekten werden Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen kombiniert. Es stehen also Bäume auf einer Fläche, auf der z.B. Gemüse geerntet wird. Waldgärten sind eine Form von Agroforstwirtschaft. Die Kombination aus (Obst-)Bäumen mit Gemüse und Kräutern kann auch in jedem Gemeinschaftsgarten Anwendung finden.
Bäume speichern CO2 und produzieren Sauerstoff. Sie kühlen ihre Umgebung und bieten Schatten. Sie fördern aber auch die Bodenfruchtbarkeit und die Bodenlebewesen. Mit der Kombination von Bäumen und Nutzpflanzen kann also Nahrung produziert und gleichzeitig der Boden regeneriert werden. Bäume können auch in kleineren Gemeinschaftsgärten, auf versiegelten Flächen und sogar in Hochbeeten ihre vielen Funktionen erfüllen.
Agroforst Expertin Noemi Stadler-Kaulich teilt im Webinar "Agroforst - ein Konzept auch für Gemeinschaftsgärten?" ihr Wissen.
Ihr lernt die Prinzipien von Agroforst kennen und erfahrt, was unterschiedliche Bodenverhältnisse für die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern bedeuten.
Videomitschnitt und Präsentationsfolien
Im Landschaftspark Herzberge in Berlin-Lichtenberg entsteht ein neues Gemeinschaftsgartenprojekt. Seit ein paar Jahren stehen dort drei Gewächshäuser mit einer Fläche von 3800 m² leer, die 2000 m² große Außenfläche ist größtenteils überwuchert.
Die Nachbarschaftsinitiative „Vitrine Kiezkraut“ möchte das ändern und mietet ab 2025 zunächst eins der drei Gewächshäuser. Auf 1500m² wird ein nachbarschaftlicher Gemeinschaftsgarten aufgebaut. Die Besonderheit: der Garten entsteht im Gewächshaus und soll ertragsorientiert sein. Geplant sind auch Bildungsveranstaltungen zu gesunder, ökologischer und für alle sozial fairer Ernährung.
Das Interesse aus der Nachbarschaft ist groß. Bei der ersten Info-Veranstaltung Anfang November kamen 100 Menschen. Die Orgaisationsgruppe wächst.
Die Initiative steht in den nächsten Monaten vor verschiedenen Herausforderungen: Das Gewächshaus muss im Frühjahr wieder auf eine gärtnerische Nutzung vorbereitet werden, Strukturen für die Beteiligung der Nachbarschaft sind zu entwickeln und die Finanzierung ist sicherzustellen.
Im Landschaftspark Herzberge entsteht so ein innovatives Nachbarschaftsprojekt, das zur Ernährungswende beiträgt.
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„Was wir mitbringen: Die interaktive Heilkräuterapotheke“ lud Frauen* mit Flucht- und Migrationsbiografie ein, ihr Wissen über Heilkräuter weiterzugeben und sich über Erfahrungen und Heilmethoden auszutauschen. Für die Projektzeit trafen sich Interessierte täglich in einem selbst aufgebauten, mit Kräutern und Essenzen aus den Gärten ausgestatteten, Apothekenraum.
Das wertvolle mitgebrachte Wissen im Umgang mit der Natur sowie traditionelles Wissen zu Bewirtschaftungsarten und Heilmitteln und Kräutern standen im Mittelpunkt der begleitenden Reihe „Was wir mitbringen“. Expertinnen gaben Inputs in Form von Hekayat-Runden (Hekayat=Erzählung) u.a. zu der Verwendung von Mangoblättern, Malve, Kurkuma, zu der Herstellung von Tinkturen und zu Räucherungen. Die Inputs eröffneten den Wissensaustausch aller Anwesenden.
Gemeinsam wurden währenddessen Salben, Tinkturen und Seifen hergestellt – nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für diejenigen, die nicht dabei sein konnten. Care-Pakete wurden an Frauen in Unterkünften in Brandenburg und in Camps in Griechenland geschickt.
In den Workshops fragten sich die Teilnehmerinnen* immer wieder: Wie kann ein kostenloser Zugang zu Heilung für marginalisierte Menschen aussehen? Ohne Hierarchie. Mit Wertschätzung für das Wissen der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet oder immigriert sind.
Gemeinsam sammelten die Teilnehmenden Ideen, wie sich ein offener Zugang zum Wissen über Heilkräuter und Heilungsprozesse gestalten lässt. Mit Hilfe der Pflanzen und durch das Wissen von Frauen mit Fluchtgeschichte entwickelten sie eine Perspektive auf gemeinsames Heilen.
Die Veranstaltungen waren offen für Alle
Ein Projekt des transkulturellen Gemeinschaftsgarten „Hevrin Xelef“.
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Juan Coka zeichnet in seiner Masterarbeit „Rebuilding Collective Memory - An Analysis of the Dynamics and Dimensions of Community Garden Movement in Berlin" die Entstehung und Entwicklung der Gemeinschaftsgarten-Vernetzung in Berlin nach.
In seiner aktivistischen Ethnographie beleuchtet er Dynamik, Strukturen und Herausforderungen dieser Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen Fallstudien zu fünf Berliner Gärten, deren Geschichte auch heute noch prägend ist: Rosa-Rose, Prinzessinnengarten, Prachttomate, Himmelbeet und Allmende-Kontor. Eine Grundlage der Untersuchung ist die kollektive Erinnerung Berliner Gartenaktivits*innen.
Die Fallstudien zeigen die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich Gemeinschaftsgärten bei der Sicherung des öffentlichen Raums stellen müssen, und verdeutlichen ihre Rolle bei der Förderung der sozialen und ökologischen Erneuerung in der Stadt.
Heute sind Gemeinschaftsgärten ein fester Bestandteil der Berliner Stadtentwicklung. Juan Coka unterstreicht mit seiner Arbeit die Bedeutung der gemeinsamen Aktionen und des kollektiven Handelns dafür.
Zur Masterarbeit (in englischer Sprache)
Weitere Forschnungsarbeiten zum Thema Urbane Gärten
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