In Ilbenstadt in der Wetterau (Hessen) erwacht ein historischer Ort zu neuem Leben. Der Klostergarten Ilbenstadt blickt auf eine lange Geschichte als Ort der Heilkunst, inneren Einkehr und Selbstversorgung zurück. Auf der jahrzehntelang ungenutzten Brachfläche entsteht Schritt für Schritt Raum für gemeinsames Gärtnern. Auf einem Teil der 6000m² großen Fläche hat sich schon eine Solidarische Landwirtschaft etabliert, und seit 2022 entsteht ein lebendiger Gemeinschaftsgarten. Aktuell hat die Gartengruppe einen Beeren- und Obstgarten, ein Rhabarber-, ein Kürbis- und ein Trüffelfeld angelegt, sowie insektenfreundliche Blumenbeete. Die Anlage von Würz- und Heilkräuterbeeten, sowie die Pflanzung von weiteren Obstgehölzen sind als Nächstes geplant. Benjeshecken und andere strukturschaffende Elemente sind gleichzeitig wichtige Lebensräume, die die Artenvielfalt fördern.
Der Trägerverein „Kultur im Klostergarten“ möchte Nachhaltigkeit, Bildung, Kultur und soziales Miteinander verbinden. Etwa die Hälfte der Gesamtfläche ist derzeit noch Brachland und bietet vielfältige Möglichkeiten für zukünftige Projekte, wie beispielsweise eine Kulturbühne unter einem Walnussbaum mit Atrium – als Treffpunkt für Feste, Gespräche und Kulturveranstaltungen.
Die Gartengruppe, die sich „Gartenaktivistas“ nennt, kümmert sich um alle Teile des solidarischen Stadtteil-Gartens. Die Vereinsmitglieder haben sich in mehrere Untergruppen organisiert, wie Gartengestaltung, Kräutergarten und Kultur.
Für Schulklassen und Besucher*innen werden Führungen angeboten. Kinder können mitgärtnern und den Garten mitgestalten.
Der Klostergarten Ilbenstadt steht allen offen – als grüner Ort des Miteinanders, der Bildung und des nachhaltigen Handelns.
Wie Gemeinschaftsgärten zu Heilung bei Erfahrungen von Flucht, Verlust oder Gewalt beitragen können, war Thema der Tagung „Solidarische Gärten, solidarische Ernte“. Sie fand Ende Juni 2025 auf dem Gelände der Berliner Prinzessinnengärten statt. Veranstaltet von der anstiftung und Xenion e.V., lotete sie das Potenzial der Gärten für Trauerarbeit, Traumabewältigung und soziale Teilhabe aus.
Der seit 2019 bestehende gemeinnützige Verein Schmitzundkunzt e.V. aus Köln initiiert im öffentlichen Raum Gemeinschaftsgärten. Er möchte damit einen Treffpunkt für die jeweilige Nachbarschaft schaffen, Vereinsamung vorbeugen, das Stadtklima verbessern und Insekten schützen.
Das „Sülzer Triangel“ entstand 2023 auf einer zentral gelegenen dreieckigen 1500m² großen Brache. In der Mitte des Gartens befindet sich ein denkmalgeschützter Bereich. Rund 80 Gärtner*innen sind hier aktiv, ebenso die benachbarte Realschule. Wer mitmachen möchte, wird Vereinsmitglied. Gegärtnert wird in selbstgebauten, einheitlichen Hochbeeten. Ein Blühstreifen umrahmt die Fläche, eine Wildblumenwiese sorgt für noch mehr Biodiversität. Schmitzundkuntz achtet bei den Gartenprojekten darauf, dass die optische Gestaltung in das Stadtbild passt.
Im Frühjahr 2024 haben Vereinsmitglieder und Nachbar*innen eine vermüllte Brache neben dem Hauptsitz von Schmitzundkunz mit Tauschladen, Werkzeugverleih und vielen Veranstaltungen aufgeräumt. Auch hier entstand ein Gemeinschaftsgarten: das Rectangel. Rund 15 Gärtner*innen sind aktiv.
Ein Vereinsmitglied mit besonders viel Gartenwissen hat in beiden Gemeinschaftsgärten eine Parzelle und berät die anderen Gärtner*innen. Er ist über die zweiwöchentlich stattfindende Pflanzentauschbörse auf den Verein und die Gartenprojekte aufmerksam geworden.
Der Verein sucht innerhalb Kölns immer wieder freie (Grün)Flächen, um auch dort für die ansässigen Nachbarschaften grüne Begegnungsräume zu schaffen.
Mehr Informationen zu den Projekten
Seit Frühjahr 2025 entsteht hinter dem Projekthaus „Haus mit Zukunft“ in Angermünde ein offener Gemeinschaftsgarten. Mitglieder des Trägervereins Stadt mit Zukunft – Angermünde e.V. und Nachbar*innen verwandeln das bislang ungenutzte, rund 750m² große Grundstück in einen grünen Begegnungsort für Alle. Die ersten Fördermittel dafür kamen aus dem Regionalbudget der LAG Uckermark.
Der Garten wird gemeinschaftlich gepflegt, individuelle Parzellen gibt es bewusst nicht. In den ersten Beeten gedeihen bereits Radieschen, Salate, Spitzkohl, Tomaten und sogar eine Wassermelone. Auch verschiedenste Kräuter haben ihren Platz gefunden. Bald kommen Beerensträucher hinzu. Die wachsende Gartengruppe trifft sich wöchentlich, mal in kleiner Runde, mal mit vielen helfenden Händen. Die Gruppe besteht aus Nachbar*innen, jungen Familien ohne eigenen Garten, älteren Menschen, Geflüchteten und Alleinstehenden.
Der Garten ergänzt bereits bestehende Angebote wie das „Sprach-Café Zukunft“ und die „Brücke der Kulturen“ und stärkt den interkulturellen Aspekt des Projekthauses.
Für die Initiator*innen ist der Garten ein ganz wichtiger Ort. Sie sagen dazu: „In einer strukturschwachen Region wie der Uckermark sind viele Menschen mit Herausforderungen konfrontiert: wirtschaftliche Unsicherheit, eingeschränkte Infrastruktur, Abwanderung junger Menschen und ein oft fehlendes Gefühl von Mitgestaltung. Ein Gemeinschaftsgarten ist da viel mehr als nur Beete und Pflanzen: Er ist ein Ort der Selbstermächtigung, der Begegnung und des ganz konkreten Handelns. Wer gemeinsam gärtnert, übernimmt Verantwortung, sieht Ergebnisse und erlebt Wirksamkeit. Das stärkt das Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft – und damit auch das Vertrauen in Gemeinschaft und Gesellschaft. Hier wird Wissen geteilt, Nachbarschaft gelebt, Deutsch geübt, miteinander gekocht, gelacht und manchmal auch diskutiert. Es ist ein Ort, an dem Vielfalt sichtbar und Gemeinschaft erlebbar wird – ohne Zwang und mit viel Herz.“
Besonders wichtig ist den Aktiven die Umsetzung ökologischer Selbstbaulösungen, die auch mit den begrenzten Mitteln vor Ort realisierbar sind. Das nächste Projekt ist ein automatisches Bewässerungssystem, das in Zusammenarbeit mit dem MINT-Bildungsprojekt freiRAUM Uckermark entwickelt wird.
Was heute gemeinsam gesät wird, wird morgen Früchte tragen – in den Beeten und der Stadtgesellschaft von Angermünde.
Zur Website des Gartens
Seit zehn Jahren gibt es den Gemeinschaftsgarten rosen_heim in München-Ramersdorf. Direkt hinter der Kirche Maria Ramersdorf im alten Ortskern gärtnern Anwohner*innen auf der ca. 450m² großen Fläche. Die ersten Hochbeete sind aus alten Betten und anderem Recyclingmaterial gebaut worden, auch alte Ziegel der letzten Ziegelei Münchens sind Teil der Beete. Der Garten bietet verschiedene selbstgebaute Sitzmöglichkeiten und als Besonderheit einen offenen Kuppelbau aus Fahrradfelgen, der für Workshops und gemütliche Abende genutzt wird.
Die Beete sind an Beetpat*innen vergeben, die sich mal alleine, mal mit anderen um das Gemüse im eigenen Beet und die Gemeinschaftsflächen kümmern.
Die Gruppe organisiert Nachbarschaftsfeste, gärtnerische und kreative Workshops, Kochaktionen und kulturelle Veranstaltungen. Im Winter trifft sich die Gartengemeinschaft zum monatlichen Stammtisch im Trambahnhäusl, das Gartenjahr wird reflektiert, Ideen für das neue Jahr werden gesammelt. Von Mai bis September findet im Garten jede zweite Woche ein offener Gartentreff statt, bei dem auch Besucher*innen willkommen sind.
Der Gemeinschaftsgarten rosen_heim ist Teil der Städtebauförderung und wird mit Mitteln des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ finanziert. Träger ist die Münchner Wohnen Service GmbH.
Rosen_heim ist ein Münchner Nachbarschaftstreff im Freien, der Garten hat es geschafft, wichtiger Ort der Begegnung für die Anwohner*innen zu werden. Manche sind täglich da, andere bringen sich punktuell aktiv mit ein.
Die Gartengemeinschaft rosen_heim zeigt eindrucksvoll, wie Zwischennutzungen zu lebendigen und nachhaltigen Nachbarschaftsprojekten wachsen können.
Einladung zum 10-jähriges Jubiläum am 11.07.2025 (PDF)
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