Der Vereinsexperte Dr. Christoph Hüttig hat schon vielen Initiativen, Vereinen und Einzelpersonen weitergeholfen. Sein umfangreiches Wissen zu allen Aspekten der Vereinsarbeit hat er auch immer wieder in Workshops und Webinaren der anstiftung gerne weitergegeben. Im Oktober ging es bei einem letzten Workshop mit ihm um Grundlagen und Neuerungen im Vereins- und Gemeinnützigkeitsrecht.
In chronologischer Folge zeigte er die wesentlichen Veränderungen auf und erläuterte, welche wichtigen Änderungen im Jahr 2026 zu erwarten sind. Und es sind gute Neuigkeiten: Die Beträge für Ehrenamts- und Übungsleiterpauschalen beispielsweise sollen angehoben werden, ebenso der steuerliche Umsatz-Freibetrag von 45.000 auf 50.000 Euro. Außerdem muss bis zu dieser Grenze nicht mehr zwischen Zweckbetrieb (mit 7% besteuert) und wirtschaftlicher Tätigkeit (mit 19% besteuert) unterschieden werden.
Vertieft wurden Fragen zu den verschiedenen Formen von Beschäftigungsverhältnissen, insbesondere zur Vorstandstätigkeit. Was ist ehrenamtlich zu erbringen, und wie können Amtsträger*innen eigentlich unbedenklich auch eine Vergütung erhalten? Welche Pflichten und Verantwortlichkeiten haben Vorstände, wie lassen sich Fahrlässigkeit und grobe Fahrlässigkeit unterscheiden, welche Auswirkungen haben Pflichtverletzungen bei Schäden oder Versäumnissen?
Herr Hüttig bringt bei unübersichtlichen und schwierig anmutenden Themenfeldern Licht ins Dunkel und ermutigt Akteur*innen, sich mit dem Themenfeld Verein zu befassen.
Eine gesunde Gesellschaft braucht eine aktive Zivilgesellschaft. Der Verein ist dabei die mit am einfachsten zu schaffende Körperschaftsform, die viele Vorteile hat - und insbesondere auch das zentrale Instrument ist, um demokratische Praxis zu leben.
Wir danken Herrn Hüttig für sein großes Engagement!
Übersicht zu den Veränderungen im Vereins- und Gemeinnützigkeitsrecht (PDF)
Video-Mitschnitt der Veranstaltung "Der Verein – das unbekannte Wesen", (11.10.2025)
Praxiswissen Verein
In Fürth (Bayern) gibt es seit 2023 einen offenen Gemeinschaftsgarten, der Artenschutz in der Stadt erlebbar macht. Das Gartenteam möchte nicht nur Gemüse und Kräuter anbauen und ernten, sondern auch dem Artensterben etwas entgegensetzen: Ein Sandarium als Brutplatz für Wildbienen und Hummeln, eine Lehmkuhle für Schwalben, eine Benjeshecke, eine Brennnesselinsel und eine Vielfalt heimischer Blühpflanzen sind einige der bereits umgesetzten Projekte. Auch Nistkästen für Vögel und Fledermäuse wurden aufgehängt. Die Kräuterspirale wurde so angelegt, dass in den Zwischenräumen der Natursteine Insekten nisten können. Natürlich sind auch die Staudenbeete insektenfreundlich.
Auf Infotafeln finden die zahlreichen Besucher*innen des Gartens Anregungen zum Nachmachen.
Der Garten ist ein sozialer Treffpunkt. Viele Nachbar*innen nutzen die Sitzgelegenheiten, Kinder naschen Beeren und nehmen an den Workshop und Festen teil.
Das engagierte Gartenteam trifft sich alle zwei Wochen zum Gärtnern, Bauen und Planen und um die Gemeinschaft zu pflegen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass das Flächennutzungskonzept in Abstimmung mit einem lokalen Naturschutzfachverband (LBV), Artenschutzfachleuten und den aktiven Nachbar*innen entwickelt und abgestimmt wurde und auf Grundlage eines Gutachtens zum Artenschutzpotenzial ein Aufwertungskonzept entwickelt wurde.
Zur Website des Gartens
Vorstellung des Gartens beim Netzwerk-Austauschabend 13.10.2025 (PDF)
Mit frischem Design und erweitertem Inhalt ist die neue Plattform „Berlin gärtnert!“ der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt an den Start gegangen. Sie ersetzt die bisherige Gemeinschaftsgarten-Plattform auf berlin.de, wurde inhaltlich überarbeitet und auf andere Gartenformen erweitert.
Auf der Plattform finden Berliner*innen ab sofort umfassende Informationen, Tipps und Anlaufstellen zum urbanen Gärtnern - im Gemeinschaftsgarten, als Beetpat*in oder in anderen Gartenprojekten. Ziel ist es, die ganze Vielfalt urbaner Gartenformen in Berlin sichtbar zu machen und Lust aufs Mitgärtnern zu wecken.
Die Plattform richtet sich sowohl an erfahrene Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner als auch an neu Interessierte, die Lust aufs Gärtnern haben. Neben einer umfassenden Gartenkarte mit Projekten aus allen Bezirken bietet die Seite einen Veranstaltungskalender, ein umfangreiches FAQ sowie Informationen zu verschiedenen Gartentypen und gärtnerischen Projekten. Wer noch nicht weiß, welches Gartenformat zu ihm oder ihr passt, kann spielerisch in einem Selbsttest den passenden Gartentyp finden.
In den Überarbeitungsprozess flossen zahlreiche Anregungen und Ideen aus der Berliner Gartenszene, aus den verschiedenen Senats- und Bezirksverwaltungen sowie von interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein. Die Plattform wird bis Januar 2026 in einer Testphase kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert.
Bereits in der Antike wurden für die Erzeugung natürlicher Farbstoffe Färberpflanzen angebaut. Färberpflanzen wachsen überall, man muss sie nur erkennen. In einigen Gemeinschaftsgärten werden extra Färberpflanzenbeete angelegt, und die Pflanzen werden für kreativ-künstlerische Projekte genutzt.
Mitte September fand in den Internationalen Gärten Dresden der Workshop „Farben aus Pflanzen – Farbreichtum der Natur gemeinsam entdecken“ statt. Die Teilnehmer*innen waren aus Gemeinschaftsgärten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und sogar Bayern angereist. Sie lernten, wie aus Rotkohl, Rote Beete, Nachtschatten, Tagetes, Kurkuma, Mahonie, Walnuss und Ringelblume Naturfarben zum Malen hergestellt werden können. Das Geheimnis: die Pflanzen werden ganz klein geschnitten, gestampft und mit Wasser vermengt. Zusätze wie Zitronensäure, Soda, Natron, Essig, Pottasche, Seife und Sumpfkalk verändern manche dieser Farben. Eine große Farbpalette entstand.
Im Internationale Garten in der Johannstadt gärtnern 120 Menschen aus verschiedenen Nationen und Kulturen auf Einzel- und Gemeinschaftsbeeten. Die Referentin von den Schönfärberinnen im Allmende Kontor Berlin vermittelte praxisnah viel Wissen zu den wichtigsten Färberpflanzen, deren Aufbewahrung und zu Anwendungsprojekten in den Gemeinschaftsgärten. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch den Garten wurde die Vielfalt und das Engagement sowie das Bemühen des Gartenvereins für den interkulturellen Austausch und ein gemeinsames Miteinander für Alle sichtbar.
Website Schönfärberinnen im Allmende KontorWebinar “ Farben der Natur – Färberpflanzen in der Stadtnatur“ (von 2018)
Die Freiburger Gemeinschaftsgärten bündeln ihre Kräfte und arbeiten an der Gründung eines gemeinsamen Vereins mit dem Ziel, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um Fördermittel zu beantragen und Nutzungsvereinbarungen abzuschließen. Gleichzeitig soll der Verein die Zusammenarbeit zwischen den Gärten intensivieren, insbesondere durch Wissensaustausch – eine gemeinsame Cloudlösung ist bereits in Planung.
Zwei der vier Gärten, die den Prozess aktiv mitgestalten, sind der Klimagarten und der WandelGarten Freiburg Vauban.
Der Klimagarten wurde 2012 als erstes Urban Gardening Projekt Freiburgs mitten im Dietenbachpark gegründet. Was als Guerilla Gardening begann, wurde bald durch die Stadt genehmigt und ebnete den Weg für viele weitere Gemeinschaftsgärten in fast allen Stadtteilen Freiburgs. Heute bewirtschaftet eine bunt gemischte Gruppe eine 600 m² große Fläche in Einzel- und Gemeinschaftsbeeten. Eine große Gemüsevielfalt ist der Gruppe dabei wichtig, die sich gemeinsam auch um die Obststräucher und -bäume kümmert. Besonderes Augenmerk legt die mit dem Garten gewachsene Gemeinschaft auf das Teilen von Wissen und Ernte sowie dem geselligen Zusammensein unter Erlen, an der Feuerschale oder im Nachbarschaftstreff nebenan. Etwa jede zweite Woche laden Aktionstage alle Interessierten zum Mitmachen ein.
Der WandelGarten entstand 2013 aus einer Bürgerinitiative mit Wurzeln in der Transition-Town-Bewegung. Die 800 m² große Gartenfläche liegt auf dem Gelände, auf dem ein Parkhaus geplant ist. Im neu entstandenen Modellstadtteil Vauban verzichteten viele Menschen auf ein eigenes Auto. Solange das so bleibt, gibt es anstelle des Parkhauses dort nun den WandelGarten. Die Gartengemeinschaft legte von Anfang an ihren Schwerpunkt auf Bodenaufbau, Permakultur und Bildungsarbeit. Je mehr Beete entstanden, desto wichtiger wurde das Wassermanagement. Die Gruppe baute Dachflächen aus, um mehr Regenwasser ernten zu können. Mulchen und klimaangepasstes Gärtnern spielen eine große Rolle.
Bildung ist ein zentrales Anliegen: Im Garten finden Workshops zu Kompostmethoden statt wie Bokashi, Wurmfarmen, Heißrotte oder Terra Preta sowie zu essbaren Wildpflanzen. Seit 2023 lädt das „Freiburger Regenwurmfest“ im Frühjahr zum Kontakt mit den Bodenlebewesen ein. Ein weiteres Projekt widmet sich der Rückführung von Nährstoffen in den Boden – ganz nach dem Motto: „Zu schade für die Schüssel“.
Mit dem entstehenden Dachverein schlagen diese beiden Gärten gemeinsam mit anderen Freiburger Initiativen ein neues Kapitel auf – für mehr Sichtbarkeit, Austausch von Wissen und Ressourcen und gemeinsame Planungen.
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