Kräuterspiralen


Kräuter sind beliebt – Geruch, Geschmack und allein ihr Anblick machen neugierig und wecken Erinnerungen. Kräuterspiralen sind spezielle Beete, die auf kleinstem Raum Standortansprüche von Kräutern aus verschiedenen Klima- und Vegetationszonen erfüllen. Kräuter, die trockene und nährstoffarme Böden brauchen, könnt ihr ebenso pflanzen wie solche, die nährstoffreiche, eher feuchte Bedingungen benötigen. Die zur Verfügung stehende Oberfläche vergrößert sich durch die Bauart: Die Spirale windet sich sukzessive zur Mitte empor, sodass ihr eine Vielfalt ganz unterschiedlicher Kräuter unterbringen könnt. Doch die Wirkung von Kräuterspiralen geht weit über die botanische Funktion hinaus. Die Erfahrungen zeigen, dass von ihnen neue Impulse für die Gartengemeinschaft und die Nachbarschaft ausgehen. Kräuterspiralen fördern die Kommunikation! Hier findet ihr ein paar Tipps und Erfahrungen von Gärten rund um die Kräuterspirale. 

 
 

Jahreszeit und Ort beachten  

Die beste Zeit für den Bau einer Kräuterspirale sind Frühjahr oder Herbst. Je nach gewünschter Vielfalt an Kräutern mit unterschiedlichen Standortansprüchen braucht ihr einen sonnigen Platz mit etwas Halbschatten. Für ein gutes Dutzend unterschiedlicher Kräuter in einer ca. 80 cm hohen Spirale sind mindestens drei Quadratmeter Durchmesser (entspricht einer Fläche von 7 m²) notwendig.

 

Kräuterspirale anlegen und bauen  

Als Materialien für die Grundfläche eignen sich grober Kies oder zerbrochene Ziegelsteine und für die Mauern Steine (z. B. Feldsteine, Ziegelsteine oder Natursteine); je nach Steinsorte und -größe könnt ihr ggf. die Zwischenräume mit Lehm oder Erde auffüllen. Für die Fläche zwischen den Mauern kann man groben Schotter oder Mischungen aus Erde, Sand und Kompost verwenden – je nach Pflanzenzone. Wer einen Teich für eine Wasserzone anlegen möchte, kann Teichfolie verwenden oder einen zur Hälfte mit Sand gefüllten Eimer eingraben. Eine Anleitung zum Bau einer Kräuterspirale mit Teich findet ihr hier.

Zudem solltet ihr folgendes Werkzeug zur Hand haben: einen Spaten, eine Schubkarre sowie ein paar Stöcke und eine Schnur zum Abspannen der Form und Größe.

Am besten zeichnet man den Grundriss (Form eines Schneckenhauses, das sich nach Süden hin öffnet) auf den vorgesehenen Platz auf, steckt die Form mit Stöcken ab und spannt die Schnur. Die Grundfläche spatentief (ca. 10–20 cm) ausheben und mit grobem Kies oder zerbrochenen Ziegelsteinen auffüllen (Drainagefläche und Fundament für die Mauer).

Beim eigentlichen Bau beginnt ihr mit dem flachen Ende. Dazu die erste Reihe Steine oder auch Ziegel in der abgesteckten Spiralform auf die Kies- oder Schotterschicht legen. Die Zwischenräume zwischen den Steinen sollten möglichst klein sein, damit die Erde nicht durchrieselt oder vom Regen ausgespült wird. Der Abstand zwischen den beiden Spiralwindungen sollte ca. 60 cm (mindestens aber 40 cm) betragen. Die Fläche zwischen den beiden Windungen der Spirale mit Schotter auffüllen und sich so sukzessive nach oben arbeiten. Je nach gewünschter Höhe füllt ihr das Gebilde dann mit der jeweiligen Erd-Sandmischung auf. Sobald diese etwas gesackt ist, kann mit der Bepflanzung der Spirale begonnen werden.

Eine Anleitung für eine Kräuterspirale mit Tipps für die Kräuter findet ihr z. B. hier und hier

Kräuterspirale 01   Kräuterspirale 02


Kräuter auswählen  

Es hat sich bewährt, Kräuter und Wuchsplätze gemeinsam auszusuchen. Um den Prozess zu erleichtern, können sich die Gärner*innen vor dem Anlegen der Spirale gegenseitig die Kräuter zeigen, die schon im Garten wachsen, und erklären, wie man sie nutzen kann. Auch kleine Workshops zur Verwendung der Kräuter – etwa zur Herstellung von Gewürzmischungen, Tees und Naturkosmetik – bieten sich an. Eine Kräuterwerkstatt für Kinder, in der sie Kräutergerichte und Kräutersäckchen herstellen, ist ebenfalls beliebt. 

Kräuterspirale 03   Krauter3


Pflanzen, die sich nicht eignen 

Nicht geeignet sind Kräuter und Heilpflanzen, die sehr groß werden und lange Wurzeln bilden (z. B. Beinwell und Liebstöckel) sowie Kräuter, deren Wurzelausläufer sich über die ganze Spirale ausbreiten (wie Pfefferminze). Diese lassen sich aber in Töpfen in die Spirale integrieren. Kräuter, die nicht winterhart sind, wie z. B. Rosmarin, sollten ebenfalls im Topf belassen werden. Für kleinere Spiralen nehmt ihr am besten kleinwüchsige Kräutersorten.

 

Kräuterzonen einrichten  

Man kann die Kräuterspirale in folgende vier Zonen unterteilen: 

Ganz oben ist eine trockene Zone (Mittelmeerzone), die wasserdurchlässig, mager und trocken ist. Hier empfiehlt es sich, unter die Gartenerde zur Hälfte Sand und ggf. Kalk zu mischen. Es wachsen hier beispielsweise Thymian, Currykraut und Salbei gut.

Es folgt eine Zone (sogenannte Normalzone), die halbschattig und eher trocken ist. Der Gartenerde solltet ihr nicht mehr so viel Sand beimischen, dafür etwas humose Erde oder Kompost. Hier fühlen sich unter anderem Oregano, Melisse und Koriander wohl.

Bei der humusreichen, sonnigen Feuchtzone müsst ihr den Boden mit reifem Kompost anreichern. Ideal für z. B. Schnittlauch, Petersilie und Kerbel.

Möchtet ihr eine Wasserzone in Form eines Miniteichs anlegen, dann achtet darauf, dass die Erde am Teichrand mit dem Wasser verbunden ist, sodass die Pflanzen mit Wasser versorgt werden. Pflanzen wie Wasserminze und Brunnenkresse können hier gedeihen.

Der Übergang zwischen den Zonen ist fließend, sodass viele Wachstumsbedingungen erfüllt sind. ACHTUNG: Auch bei kleineren Teichen auf Kinder achtgeben und dafür sorgen, dass hier nichts passieren kann (Ertrinkungsgefahr).  

 
 

Positive Erfahrungen aus Interkulturellen Gärten  

Das gemeinsame Planen und Bauen stärkt die Gartengemeinschaft. Da Kräuter aus vielen verschiedenen Klima- und Vegetationszonen in einer Kräuterspirale wachsen können, haben viele Gärner*innen die Möglichkeit, sich mit ihrem speziellen Wissen, ihren Interessen und Vorlieben einzubringen und dabei miteinander oder voneinander zu lernen. Menschen, die nicht unbedingt eine Parzelle bewirtschaften wollen, können sich ebenfalls an der Pflege der Kräuterspirale beteiligen und so Teil der Gartengemeinschaft werden. Für manche Nachbar*innen und Spaziergänger*innen erleichtert eine Kräuterspirale den Zugang zum Garten. Hier kommen die Menschen ins Gespräch. Nicht zuletzt sind Kräuterspiralen Umweltbildungsorte für Kinder und Erwachsene. 

Beispiele
Im Interkulturellen Garten im Görlitzer Park (Berlin-Kreuzberg) war die Kräuterspirale Ausgangspunkt für den Austausch zwischen Nachbar*innen und für Kochaktionen mit Kindern (z. B. Kochen für Jungen mit türkischem Hintergrund).  

Im Rosenduftgarten (Berlin-Schöneberg) war der Bau der Kräuterspirale Teil eines Qualifizierungsprojekts. Heutzutage ist sie Bestandteil der Bildungsprojekte des Gartens.

Im Wuhlegarten (Berlin-Köpenick) hat das Gartenmitglied Brigitte Kanacher-Ataya einen interreligiösen Kräutergarten angelegt.     

 

 


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