Tipps gegen Vandalismus
Erfahrungen mit Vandalismus machen hauptsächlich Gartenprojekte, die auf Brachen und als Teil öffentlicher Parks entstehen, oder Gärten, die sich in unbelebter Umgebung befinden. Auch Gärten in innerstädtischer Lage, die keinen Zaun haben, sind häufiger betroffen. Wir stellen euch Strategien gegen Vandalismus vor, die sich in einigen Gartenprojekten bewährt haben. Diese Erfahrungen lassen sich natürlich nicht auf alle Projekte übertragen, da die Ausgangsbedingungen sehr unterschiedlich sein können: etwa die Lage, die Nachbarschaft oder die Möglichkeiten, einen Zaun zu errichten.
Sehr gerne nehmen wir weitere Tipps und Erfahrungen mit auf. Bitte schickt uns dazu einfach eine E-Mail, gerne auch Bilder an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Inhaltsübersicht:
- Vornutzer*innen informieren und einbeziehen
- Gartengestaltung nutzen
- Gelände wahrnehmbar machen
- Präsenz zeigen
- Alle einbinden
- Gemüseklau erschweren
- Verunreinigungen entgegenwirken
- Schlösser vermeiden
Es ist sinnvoll, möglichst früh mithilfe eines Schilds über das Vorhaben zu informieren (z. B. Nachbarschaftsgarten) und zum Mitmachen einzuladen (Name des Projekts und Kontaktdaten wie Telefonnummer und/oder E-Mail-Adresse angeben). Ihr solltet zudem zeitnah mit der Öffentlichkeitsarbeit beginnen, z. B. Informationsveranstaltungen und Feste auf der Fläche durchführen, Nachbar*innen direkt dazu und natürlich zum Mitgärtnern einladen – und auch die Presse, also möglichst viele Leute und Einrichtungen mit ins Boot holen.


Beispiel Rosa Rose in Berlin: Die ursprüngliche Fläche des Gemeinschaftsgartens war früher Tummelplatz und Auslauffläche für Hunde. Für sie gab es im Kiez kaum andere Orte. Die Gartengruppe und die „Herrchen/Frauchen“-Gruppe taten sich zusammen und fanden eine Lösung! Die Fläche wurde von allen gleichberechtigt genutzt. Auf der einen Seite entstand der Nachbarschaftsgarten, auf der anderen Seite – getrennt durch einen Zaun – ein Hundeplatz.
Gartengestaltung nutzen
Bewusste Wegeführung verhindert beim Bürgergarten Laskerwiese in Berlin-Friedrichshain, dass der Garten weiterhin als Schleichweg benutzt wird. Der Garten entstand auf einer Brache, die vorher oft als Abkürzung zwischen zwei Straßen diente. Er liegt zudem auf einem „Party-Durchgang“ zu bestimmten Clubs. Um in Zukunft Abkürzungen über die Fläche zu vermeiden, legten die Gärtner*innen eine Art bepflanzte Hügellandschaft an. Und die Garteneingänge platzierten sie so, dass sie nicht gleich sichtbar sind und sich somit gar nicht mehr für Wegabkürzungen anbieten.
Eine andere Lösung für ein ähnliches Problem hat der Internationale Garten in Geismar (Göttingen) gefunden. Der Garten entstand auf einer Brache, und die Fläche liegt zwischen einer Bushaltestelle und benachbarten Wohnhäusern. Bis zur Einrichtung des 4500 m² großen Gartens gingen die Bewohnerinnen über diese Fläche zur Bushaltestelle. Die Gartengruppe hat darauf reagiert, indem sie auf der einen Seite des Gartens einen ca. sechs Meter breiten Durchgang frei gelassen hat, der „Durchgangsstreifen“ ist zudem nicht durch einen Zaun von der restlichen Fläche des Gartens getrennt. Die Anwohnerinnen laufen also am offenen Garten vorbei zur Bushaltestelle. Shimeles Tassew, einer der Gründer des Gartenprojekts, sagt, dass es sogar ein guter Schutz für den Garten sei, wenn Nachbar*innen öfter am Tag direkt am Garten entlangliefen und ihn im Blick hätten. Wenn die Fläche groß genug ist, kann es demnach helfen, vorhandene Abkürzungs- und Durchgangswege zu erhalten. Wenn Häuserwände an den Garten grenzen, ist es am besten, die Beete nicht bis an die Wände zu bauen. So kann verhindert werden, dass Jugendliche, die die Wände für Graffiti nutzen, die Beete beschädigen.
Gelände wahrnehmbar machen
Die meisten Gärten haben einen Zaun. Höhe, Materialien und Durchlässigkeit sind dabei unterschiedlich. Es gibt allerdings auch viele Gärten, die gar keinen Zaun haben. Neben dem Interkulturellen Garten in Göttingen-Geismar zählen etwa auch der Paulusgarten in Berlin-Schöneberg, die Gemeinschaftsgärten der Essbaren Stadt in Nürnberg, der Interkulturelle Garten in Marburg/Stadtwald (der am Stadtrand liegt) und Querbeet in Altenkirchen dazu. Querbeet ist rundherum begrünt und begrenzt von Privatflächen (Kindergarten, Altenheim, Gewerbebetrieb). Der Stadtwaldgarten liegt nicht im Zentrum der Stadt, Anwohner*innen des Stadtteils nutzen den Pfad durch den Garten für ihre Spaziergänge.
Auch der Interkulturelle Mehrgenerationengarten in Lippstadt hat keinen Zaun. Das Gartenprojekt befindet sich auf dem Gelände des Stadtteilzentrums „TAP – Treff am Park“ und schafft mit einigen grünen Gestaltungselementen wie einem begrünten und terrassierten Hügel Sichtschutz und Abstand zwischen Beeten und Straße. Andere stellen Hochbeete oder andere Gefäße auf, die sie mit Blumen oder Hecken bepflanzen, oder nutzen bodennahe farbliche Markierungen, um die Fläche des Gartens abzugrenzen.
Einige Gartenprojekte wollen oder dürfen keine Zäune errichten. Im Wriezener Freiraumlabor, dem Vorgängerprojekt vom Gleisbeet in Berlin-Friedrichshain, hatten die Gärtner*innen statt eines Zaunes bunte Wäscheleinen mit schönen Gartenfotos und Informationen zwischen zwei Pfosten gehängt (Foto links), um die Fläche zu markieren. Solche und ähnliche Formen der Hervorhebung sind strukturgebend, haben aber keine abschottende Wirkung.
Der Friedensgarten in Göttingen-Grone markierte eine Fläche ebenfalls mit Pfosten, zwischen denen jeweils zwei Latten angebracht wurden. Da, wo andere Tore haben, befindet sich ein offener Durchgang. Einige Gärten haben zwar Zäune und Tore, doch stehen Letztere immer offen.
Oder die Zäune sind so niedrig, dass sie schnell zu überwinden sind, wie in den Bewohnergärten in München, Berg am Laim oder im Interkulturellen Garten in Hamburg-Wilhelmsburg. Das Gartenprojekt hatte lange Zeit keine Zäune, doch dann kamen häufiger Gegenstände abhanden und immer mehr Hunde zu Besuch. Jetzt gibt es an einer Seite einen Maschendrahtzaun und auf einer anderen einen niedrigen, aus Weiden geflochtenen Zaun.
Der Interkulturelle Garten der Vielfalt in München-Schwanthalerhöhe und der Interkulturelle Garten der Künste in Berlin-Schöneberg konnten erst richtig loslegen, nachdem die Gärtner*innen die Fläche umzäunt hatten. Erst mit dem Zaun wurde das Gartenprojekt als eigenständiger Raum mit einer definierten Nutzung sichtbar und akzeptiert. In München-Schwanthalerhöhe grenzt der Garten direkt an eine Sportfläche für Kinder und Jugendliche. Ohne den Zaun verlagerten sich die sportlichen Aktivitäten immer wieder in den Garten. Natürlich kann jeder Zaun auch überwunden werden, doch auch niedrige Zäune, die eher symbolischen Charakter haben, helfen offensichtlich dabei, das Gartenprojekt als solches wahrnehmbar zu machen.

Präsenz zeigen
Weitere Tipps:
Jeden Tag einmal das Gelände inspizieren und bekannt machen, dass in direkter Nachbarschaft Gärtner*innen mit Blick auf den Garten wohnen, also immer jemand ein Auge darauf hat.
Schilder aufstellen, die kurz erläutern, dass es ein Garten von Nachbar*innen für Nachbar*innen ist und auf denen eine E-Mail und/oder eine Telefonnummer steht. Damit kann man den Charakter als Ort für die Nachbarschaft/den Stadtteil deutlich machen. Beispiel: Ton, Steine, Gärten, der Interkulturelle Nachbarschaftsgarten am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg oder der Kiezgarten in Berlin-Prenzlauer Berg.
Selten gibt es Mülltonnen in den Gärten, die von der Stadtreinigung „betreut“ werden. Am besten stellt die Gartengruppe dann selbst Tonnen auf. Die vollen Müllsäcke können neben die nächsten öffentlichen Mülleimer gestellt werden – der Erfahrung nach wird das von den Stadtreinigungen toleriert.
In einigen Gärten war es nützlich, alle verwilderten, brach liegenden Beete zu sanieren, sodass die Gärten „aufgeräumt“ aussehen.
Gegen Diebstahl von Pflanzen kann es helfen, solche anzubauen, die nicht so bekannt sind (z. B. grüner Hokkaido-Kürbis, weiße Erdbeeren, gelbe Himbeeren, Malabarspinat, bunte Tomaten).
Zur Abschreckung von Eindringlingen, die Schuppen aufbrechen wollen oder Ähnliches, können Hinweise wie „Vorsicht Hornissen“ oder „Achtung Schlage“ dienen.
Alle einbinden
Interkulturelle Mehrgenerationengarten Lippstadt ist auf einer öffentlichen Fläche entstanden und Teil des Angebots vom Stadtteilzentrum TAP. Er bietet neben den Beeten eine große Wiese für alle, ein Schachfeld und eine Boulebahn, einen Grillplatz für die Nachbarschaft und sogar eine Bühne. Die Gärtner*innen wohnen in unmittelbarer Nähe, manche haben aus ihrem Wohnzimmer einen direkten Blick auf den Garten oder bauen einen Besuch des Gartens in die Runden ein, die sie mit ihren Hunden drehen. Die Initiator*innen des Interkulturellen Mehrgenerationengartens München-Milbertshofen sind vor dem Aufbau des Gartens von Haustür zu Haustür gegangen und haben die Anwohner*innen mit der Projektidee vertraut gemacht und sie einbezogen. Auf der Fläche steht ein Pavillon, der fast rund um die Uhr für Kurse, Veranstaltungen und Feiern – auch von der Nachbarschaft – genutzt wird.
Gemüseklau erschweren
Gemüsediebstahl kommt immer mal wieder vor. Eventuell helfen bestimmte Maßnahmen, sie einzudämmen. Neben gut sichtbaren Infoschildern könnte – wie im Interkulturellen Garten in Marburg/Stadtwald geschehen – ein „Gratisbeet“ angelegt werden. Hier sammeln sich alle überzähligen Setzlinge und Pflänzchen, und alle, die möchten, können kommen und ernten. Neben dem Beet steht ein großes Schild mit diesem Text:
Liebe BesucherInnen
Dies ist unser „Gratis“-Garten.
Hier wachsen die Samen und Pflanzen, die die GärtnerInnen des Interkulturellen Gartens übrig haben. Unser Geschenk an alle, die gern Gemüse und Kräuter essen. Aus diesem Beet (bitte nur aus diesem!) könnt Ihr ernten, was Ihr wollt.
Natürlich könnt Ihr auch bringen, was Ihr zu viel habt. Damit kann der Garten noch weiter wachsen.
Die Gärtnerfamilien aus den Interkulturellen Gärten



Verunreinigungen entgegenwirken
Je nachdem, wo ein Gartenprojekt liegt und wie zugänglich es ist, kann es passieren, dass die Fläche abends und nachts für Alkohol- und anderen Drogenkonsum genutzt wird. Hier ist es ratsam, Kontakt zu Hilfsorganisationen aufzunehmen. Bei Rosa Rose hat die Gartengruppe eine Spritzenbox von der Drogenberatung besorgt, um gebrauchte Spritzen fachgerecht und unschädlich entsorgen zu können. Beim Bürgergarten Laskerwiese hat es sich bewährt, dass auf dem Gesamtgelände auch Sportflächen eingeplant wurden. „Wo aktive Sportler das Gelände (möglichst lange in den Abend hinein, am besten beleuchtet) nutzen, lassen sich weder Alkis noch Junkies noch Dealer gern sehen“, sagt eine der Verantwortlichen des Gartenprojekts. Außerdem halfen gegen Verschmutzung durch Hunde neben Müllbehältern befestigte kleine Mülltüten (Rolle) mit dem Hinweis an die Besitzer*innen, diese doch bitte zu nutzen. „Pinkelecken“ sollte man schon planerisch vermeiden. Das ist dann einfach, wenn die Fläche insgesamt neu gestaltet wird. Ansonsten kann man versuchen, mit Schildern darauf hinzuweisen.
Einige Gärten bitten auf freundlichen Schildern darum, dass Hunde die Fläche nicht verunreinigen. Im Wriezener Freiraumlabor in Berlin Friedrichshain hat es sich bewährt, die Hundehalter*innen direkt freundlich anzusprechen. Nicht nur Hunde, auch Menschen verunreinigen die Gärten. Manchmal hilft es, diese anzusprechen und wenn das nicht funktioniert, ein Hausverbot auszusprechen. Ein weiterer Schritt ist dann die Einbeziehung von Straßensozialarbeiter*innen.
Schlösser besser vermeiden
Beim Bürgergarten Laskerwiese hat es sich bewährt, dass auf dem Gesamtgelände auch Sportflächen eingeplant wurden. „Wo aktive Sportler das Gelände (möglichst lange in den Abend hinein, am besten beMit Schlössern verschlossene Gartentore können einen Anreiz zum Aufbrechen liefern. Das ist zumindest die Erfahrung in einigen Gartenprojekten. Natürlich kann man überlegen, ob anstelle eines Schlosses mit Schlüssel oder Zahlencode mit Alternativen, z. B. mit Vierkant oder Kontermuttern, gearbeitet werden kann. Aber auch das ist nicht immer wirksam. Vielleicht ist eine unverschlossene Tür die bessere Alternative, weil sie so unattraktiv ist.
Diese Praxistipps entstanden auf Initiative und unter Mitwirkung von Frauke Hehl.