Der Rosenduftgarten im Park am Gleisdreieck in Berlin ist ein Ort für traditionelles Wissen und altes Saatgut aus Bosnien. Vor allem auf ihre Okraschoten ist Begzada Alatović, die den Garten organisiert, stolz. Sie strahlt, wenn sie von der Vielfalt der mitgebrachten Sorten spricht, die inmitten erblühen und geerntet werden können. Über ihre Okraschote ist an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sogar mal eine Abschlussarbeit entstanden.
Entstanden ist der Rosenduftgarten 2006 als Zufluchts- und Ankommensort für Frauen aus Bosnien, die hier Therapie und Heilung von ihren traumatischen Erfahrungen aus ihrer Heimat finden. Eine Schweizer Psychologiestudentin ist sechs Monate geblieben, ist eingetaucht in den Garten, hat mit den Frauen gesprochen. Ihre Fragestellung: „Was bedeutet der Garten für die bosnischen Frauen?“ Das darf man sich aber nicht als unsensibles Ausfragen oder instrumentalisierendes Datensammeln vorstellen. Die Studierenden haben mit den Frauen Bohnen gesammelt und ihnen dabei ein wenig Deutsch beigebracht. Im Rosenduftgarten geht es um Heilung und Beziehungen: zwischen Menschen und Pflanzen und zwischen den Menschen. Auch Begzada selbst hat der Garten seelisch geholfen: nicht nur zu Hause zu sitzen, sondern Leute zu treffen. Der Garten ist ein Schutzraum für Frauen mit fürchterlichen Erfahrungen aus Krieg und Vertreibung. Über die eigenen Erfahrungen zu sprechen, stärkt das Selbstbewusstsein und hat eine heilende Wirkung.
So ist der Rosenduftgarten ein vielfältiger Lernort. Es entstehen Bücher, Broschüren und Ausstellungen über Flucht und Vertreibung, über alte Gemüsesorten. Es findet Schulunterricht im Garten statt, in Workshops werden Öle und Kräutermischungen hergestellt. Es gibt Seminare zu Garten-, Pflanzen- und Ernährungswissen. Lernen ist hier kein Vorgang, über eine Sache zu sprechen, sondern aus dem Stoff heraus, von seiner Durchdringung her zu berichten, zu zeigen, im Körper zu bewahren, das Wissen weiterzugeben.
Der Interkulturelle Rosenduftgarten ist auch ein Lernort für das Leben in der postmigrantischen Gesellschaft. Er ist mehrsprachig: Bosnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch und weitere Sprachen sind zu vernehmen. Wenn sie sich austauschen und die Frauen zusammenkommen fängt es immer mit dem Kaffeetrinken an. Das ist das verbindende Ritual.
Website des Trägers
Weitere Informationen zum Rosenduftgarten
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