Nützlinge und Bienen


Insekten, kleine Säugetiere, Reptilien und Vögel sind im Garten nützlich. Sie fressen Schädlinge, bestäuben Blüten oder tragen zur Bodenverbesserung bei. Auf dieser Seite stellen wir im ersten Teil einige Nützlinge vor und geben Tipps, was ihr in euren Gärten dafür tun könnt, um ihnen gute Lebensbedingungen zu bieten. Im zweiten Teil* geht es um Bienen, hier findet ihr einen kurzen Überblick über grundlegende Fragen der (konventionellen) Bienenhaltung. Bauanleitungen für Nützingsbehausungen findet ihr hier.


Inhaltsübersicht: 

 
 

Insekten als Nützlinge  

Bei vielen Insekten sind oft nur die Larven als Schädlingsvertilger nützlich. Sie jagen entweder ihre Beute (Räuber) oder entwickeln sich in einem Wirtstier und töten es auf diese Weise (Parasiten). Erwachsene Insekten ernähren sich oft nur von Honigtau, Nektar und Pollen. Die Massenvermehrung von Schädlingen wird am besten durch ein Zusammenwirken verschiedener Nützlinge eingedämmt, da sie zu unterschiedlichen Zeiten auftreten und unterschiedlich aktiv sind.

Einige der wichtigsten Schädlingsvertilger: Florfliegen und ihre Larven („Blattlauslöwen“), die Larven der Schwebfliege sowie Marienkäfer und ihre Larven fressen hauptsächlich Blattläuse und Milben. Laufkäfer machen sich unter anderem über Raupen (z. B. Kohlweißling), Spinnmilben, Blattläuse, Kartoffelkäfer, Drahtwürmer und sogar Schnecken her. Ohrwürmer sind nachtaktive Allesfresser, ihre bevorzugte Kost sind Blattläuse und Spinnmilben. Sind keine Beutetiere in der Nähe, fressen sie auch Pflanzen an. Schlupfwespenweibchen legen ihre Eier z. B. in Blattläusen ab, die Larven saugen diese dann aus.

Bienen und Hummeln dezimieren zwar keine Schädlinge, sind aber bei der Bestäubung unverzichtbar. Auch Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber. Rund 80 Prozent aller Pflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, Honigbienen sind dabei die wichtigsten Bestäuber. Sie sind „blütenstet“, d. h., bei einem Flug fliegen sie hauptsächlich die Blüten einer Pflanzenart an. Ihre Auswahl wird unter anderem vom Zuckergehalt des Nektars bestimmt, nur wenn dieser mindestens 20 Prozent beträgt, kommen die Blüten in Betracht. Wildbienen, die im Gegensatz zu den Honigbienen keine Staaten bilden und solitär leben, fliegen schon bei kühleren Temperaturen als die Honigbienen und wählen auch Blüten mit einem Zuckergehalt von unter 20 Prozent. Für ihre Brut nutzen sie morsches Holz, alte Käfergänge oder Pflanzenstängel. Zu den Wildbienen findet ihr weiter unten ein Webinar. Weitere Informationen gibt es u. a. auch bei der Deutschen Wildtier Stiftung oder etwa  unter Faszination WildbienenHummeln stehen unter Naturschutz. Sie sind im Vergleich zu Bienen relativ temperaturunempfindlich und fliegen auch in kalten, nassen Sommern.

Regenwürmer richten zwar nichts gegen Schädlinge aus, durch den Bau von Röhren durchlüften sie aber den Boden und reichern den Humus mit Pflanzennährstoffen an.

Wie ihr Insekten helfen könnt, erfahrt ihr u. a. beim NABU. Der BUND stellt im Rahmen des Projekts „VielFaltGarten“ Materialien rund um Bestimmung, Schutz und Förderung von Schmetterlingen vor.

 

Nützliche Kleinsäuger, Reptilien und Vögel  

Auch Kleinsäuger, Wirbeltiere und Vögel betätigen sich als Schädlingsvertilger. Spitzmäuse etwa fressen viele Schadinsekten sowie Schnecken. Igel laben sich unter anderem an (Nackt-)Schnecken, Engerlingen, Würmern und Asseln. Damit Igel leicht in den Garten gelangen können, sollten Zaunfundamente nicht zu hoch sein. Fledermäuse, die einzigen Säugetiere, die fliegen können, sind nachtaktiv und jagen dann Insekten. Bei Maulwürfen scheiden sich die Geister: Sie stehen unter Naturschutz und fressen z. B. Nacktschnecken, junge Wühlmäuse, Engerlinge, Würmer sowie Maulwurfsgrillen, außerdem lüften sie den Boden. Trotzdem sind ihre Hügel nicht immer willkommen. Dann helfen sanfte Methoden, wie etwa Ultraschall, sie zu vertreiben. Maulwürfe meiden außerdem Lärm (Feiern, spielende Kinder) und bestimmte Gerüche wie z. B. Holunderblätterjauche. Zauneidechsen erbeuten Schnecken, Spinnen und Würmer, Kröten vertilgen Schnecken und Schneckeneier, Würmer, Asseln, Spinnen, Insekten (darunter viele Schädlinge). Und Vögel fressen Insekten, Raupen, Maden, Larven und Läuse bzw. füttern ihre Jungen damit. 

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Lebensräume schaffen  

Gegen chemische Pflanzenschutzmittel spricht unter anderem, dass sie nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten töten. Zudem nehmen Vögel, Igel, Eidechsen und Fledermäuse, die solche Insekten fressen, das Gift auf und werden geschädigt. Es können auch Rückstände in Obst und Gemüse verbleiben. Stattdessen solltet ihr geeignete Bedingungen schaffen, um Nützlinge anzusiedeln und ausreichend zu versorgen. Die Nützlinge kommen zeitversetzt, da ihr Auftreten u. a. von einem ausreichenden Nahrungsangebot abhängt. Daneben brauchen sie Nist-, Brut-, Rückzugs- und manche unter ihnen auch Überwinterungsmöglichkeiten. Viele der erwachsenen Insektennützlinge leben von Nektar. Damit Nutzinsekten lange Nahrung finden, sollten im Garten möglichst vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst Pflanzen blühen. Am besten pflanzt ihr so viele Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten wie möglich.

Wichtige Blütepflanzen für Insektennützlinge sind beispielsweise: Dill, Kerbel, Wilde Möhre, Mohn, Margeriten, Ringelblume, Kapuzinerkresse, Gemeine Schafgarbe, Wegwarte, Bienenfreund, Wiesenbärenklau, Ehrenpreis, Kornblume, Rainfarn, Große Brennnessel. Frühblüher sind Haselnusssträucher und Weiden. Weitere Informationen über Blütepflanzen, die gern von Bienen besucht werden, bietet das Faltblatt „Blumen im Garten – Bienen im Garten“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.
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Natürliche Strukturen und Materialien: Hecken und Sträucher bieten Lebensraum für Nützlinge wie Kröten, Eidechsen, Spitzmäuse, Igel, einige Vogelarten und Insekten. Der Boden unter der Hecke sollte im Winter dick mit Laub bedeckt bleiben, denn hier überwintern zahlreiche Nützlinge gern. Einige Interkulturelle Gärten, wie z. B. in Berlin-Lichtenberg, in Marburg und der Interkulturelle Heilgarten in Berlin-Moabit, haben Totholzhecken (Benjeshecken) angelegt (siehe auch Foto unten rechts). Dafür werden Äste, Reisig, Laub usw. zwischen zwei gegenüberstehenden Pfählen aufgeschichtet, um so Unterschlupf, Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Nützlinge zu bieten.

Holz, Laub- und Reisighaufen: In einer ruhigen Ecke des Gartens aus z. B. Ästen, Wurzeln, Baum- und Heckenschnitt oder Reisig und Laub aufgeschichtete Haufen bieten Unterschlüpfe, Nist- und Überwinterungsorte für Kröten, Eidechsen, Spitzmäuse, Igel sowie Marien- und Laufkäfer.

Steinhaufen: Lose aufeinandergelegte Steine bieten Hohlräume, in denen Kröten, Molche, Eidechsen und Insekten, wie z. B. Hummeln und Laufkäfer, Unterschlupf finden. Steinhaufen mit viel Sonne sind der ideale Aufenthalts- und Brutplatz für Zauneidechsen, im Winter ist ein Steinhaufen als Überwinterungsplatz für Marienkäfer und andere Insekten geeignet.

Wildes Eck“: In einer (ruhigen) Gartenecke, die nicht kultiviert und gepflegt wird, siedeln sich häufig Pflanzen an, die bei Insekten beliebt sind. Das sind unter anderem Brennnesseln, Beifuß, Wildkräuter, Kletten und andere Nektarpflanzen.

Nisthilfen bauen: Fehlende natürliche Unterschlüpfe, Tagesverstecke, Brutplätze, Überwinterungsquartiere und Nisthilfen könnt ihr – zumindest für die Nutzinsekten – mit einfachen Mitteln selbst bauen. Sie haben auch in den kleinsten Gärten Platz. Nisthilfen müssen von vorn frei angeflogen werden können, sollten überdacht und vor Wind geschützt aufgestellt sein.

Niströhren: Hohle oder mit Mark gefüllte Pflanzenstängel (z. B. Schilf, Bambus, Holunder) zu ca. 20 cm langen Bündeln zusammenbinden und sie regen- sowie windgeschützt an einem sonnigen Platz aufhängen. Ihr könnt die Bündel auch in eine (alte Konserven-)Dose legen und diese dann ebenfalls aufhängen. Man kann auch einen einfachen Rahmen mit Dach bauen und die Stängel dort unterbringen. Um sicherzugehen, dass Vögel die Halme nicht für ihren Nestbau herausziehen, könnt ihr ein Ende des Bündels in Gips oder Lehm tauchen. Nisthilfen könnt ihr auch herstellen, indem ihr unterschiedlich große Löcher in unbehandelte Harthölzer (Baumscheiben oder Holzblöcke) bohrt. Besonders gern nutzen Insekten Löcher mit einem Durchmesser von 3–6 mm. Das Holz solltet ihr nicht ganz durchbohren, sondern hinten geschlossen lassen. Holzsplitter und querstehende Fasern wegschmirgeln, da die Insekten diese Löcher wegen Verletzungsgefahr nicht nutzen. Auch Risse im Holz führen zur Nichtbesiedelung, da hier Parasiten eindringen könnten. Nicht geeignet sind außerdem Nadelhölzer. Das austretende Harz kann die Flügel verkleben. Ebenfalls unzweckmäßig sind Weichhölzer, da sie bei Nässe zuquellen. Besonders Wildbienen nehmen Bündel aus Pflanzenstängeln und Bohrlöcher gern an. Sie füllen die Nisthilfen mit Nahrung und legen dann ihre Eier dort ab. Die ersten Wildbienenarten sind ab März unterwegs. Grundsätzlich könnt ihr mit dem Bau solcher Nützlingshotels Unterkunftsmöglichkeiten auf engstem Raum für eine Vielzahl von Insekten wie Wildbienen, Laufkäfer, Schlupfwespen, Schwebfliegen oder Marienkäfer schaffen. Neben den oben beschriebenen Nisthilfen gibt es noch zahlreiche andere Formen, so z. B. Tonplatten, in die mit einer Stricknadel Gänge gebohrt werden.

Weitere Informationen:
Nisthilfen und Unterkünfte für Nützlinge (PDF)
Nisthilfen für Wildbienen und Wespen

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Nützlingsbedürfnisse im Einzelnen:
 
Florfliegen fühlen sich in Florfliegenkästen wohl, die Teil des Nützlingshotels sein können. Zum Überwintern mögen erwachsene Florfliegen gern rote, mit Stroh gefüllte Holzkästen, bei denen die vorne geöffneten Lamellen als Einflugschlitze dienen.
 
Hummeln nutzen gern zur Hälfte mit Heu, Stroh oder Moos gefüllte und umgekehrt eingegrabene Tonblumentöpfe. Das Einflugloch sollte mindestens 15 mm Durchmesser haben und vor Regen geschützt sein. Hummeln prägen sich den Standort der Nisthilfen beim ersten Anflug ein, daher sollten die Töpfe nicht mehr verlagert werden.

Ohrwürmer fühlen sich in mit Holzwolle oder Stroh gefüllten Blumentöpfen wohl, die man „kopfüber“ an Bäume oder Sträucher hängt, die von Blattläusen befallen sind. Ein Drahtgitter verhindert das Herausfallen des Strohs. Den Topf solltet ihr so aufhängen, dass er einen Stamm oder Ast berührt, damit die Ohrwürmer ihn leichter besiedeln können. Sobald die Blattläuse vertilgt sind, müsst ihr den Topf umhängen, weil die Tiere sonst Früchte anfressen.

Fledermäuse brauchen tagsüber einen Unterschlupf. Das kann ein Astloch oder ein selbst gebauter Fledermauskasten sein

Vögel nutzen (selbst gebaute) aufgehängte Nistkästen. Zudem helfen aufgestellte Tränken und im Winter ausgelegtes Futter. 

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Webinar: Insektenvielfalt in Gemeinschaftsgärten  

Gemeinschaftsgärten bieten Lebensraum für eine große Vielfalt an Insekten, die eine wichtige Rolle in produktiven Ökosystemen spielen, z. B. als Bestäuber, natürliche Feinde und Schädlingskontrolleure. Die Referentinnen – urbane Agrarökologinnen und eine ausgebildete Permakultur-Praktikerin – diskutieren die Rolle von Insekten in Gärten und stellen spezifische insektenfreundliche Strukturen vor, die ihr in jeden Gemeinschaftsgarten integrieren könnt. 

Virtueller Runder Tisch

Download der Präsentation hier.

 

Webinar: Lebensraum für Vögel schaffen in Gemeinschafts-gärten  

Das Webinar beschäftigt sich mit Gemeinschaftsgärten als Lebensraum für Vögel. Welche Möglichkeiten haben Gärtner*innen, Vögel in ihrem Garten zu fördern und zu unterstützen? Dabei geht es auch generell um die Rolle von Vögeln in unserer Natur. Ihr erfahrt einiges über markante Arten, die in euren Gemeinschaftsgärten vorkommen können. 

Webinar Augenhohe Download der Präsentation hier.

Bienenprojekte in Gemeinschaftsgärten  

Bienenhaltung ist ein uraltes, in allen Kulturen bekanntes Handwerk. Wildbienen leisten zusammen mit Honigbienen und Hummeln den größten Teil der Befruchtung von Blumen und Gehölzen. Wildbienen sind im Unterschied zu Honigbienen Solitärbienen. Sie bilden keine Völker. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht, da es an Nistplätzen und Nahrung mangelt. Zu einem intakten und lebendigen Garten gehören Bienen. Sie sind für die Bestäubung der Blütenpflanzen unerlässlich. Bienenhaltung ist aktiver Naturschutz, zu dem Interkulturelle Gärten und Gemeinschaftsgärten aller Art beitragen können. So etwa, indem ihr die Bienenhaltung fördert und auf Pflanzenschutzmittel verzichtet, die Bienen gefährden. Auch mit dem Bau von Nisthilfen für Wildbienen und Hummeln, dem Anbau von Futterpflanzen für Bienen, der Anpflanzung von Gehölzen, Stauden und Kräutern, die Bienen gern besuchen, oder mit naturbelassenen Flächen könnt ihr einen Beitrag leisten. Bienenprojekte bereichern Gartenprojekte um eine weitere Nutzungsform, die bei der Gartengemeinschaft und Nachbarschaft auf sehr viel Interesse stößt. Und sie ermöglichen neue Kooperationen: mit lokalen Imkerverbänden etwa oder Schulen und Kitas. Aktionen und Feste rund um die Bienenhaltung bieten außerdem zahlreiche Anlässe, gemeinsam aktiv zu werden. Der eigene Honig ist nicht zuletzt ein Produkt, das alle Mitglieder stolz macht. 

Ein Bienenprojekt aufzubauen bedeutet zunächst, dass eine Person aus dem Garten sich verbindlich um die Bienen kümmern möchte und sie regelmäßig gewissenhaft pflegt. Gibt es in der Gartengruppe noch niemanden, der*die sich mit der Imkerei auskennt, sollten sich die Interessierten fortbilden und unbedingt Begleitung durch eine*n Imker*in suchen (Imkerpatenschaft). Auf den Internetseiten der Imkerverbände der Bundesländer gibt es Informationen dazu. Viele Gemeinschaftsgärten mit Bienenprojekten setzten auf wesensgemäße Bienenhaltung. Dazu gibt es u. a. bei Melifera Informationen.

Die weiteren Ausführungen beruhen auf Erfahrungen von Bienenprojekten in Gemeinschaftsgärten, die sich an der konventionellen Bienenhaltung orientieren.

 
 

Bienenhaltung – Grundausstattung  

Was braucht ihr?

  • Bienenstöcke und einen geeigneten Aufstellplatz
  • Schutzkleidung
  • Rauchgerät
  • Eimer für die Winterfütterung
  • Geräte zum Ernten des Honigs (Entdeckelungsgabel, Honigschleuder etc.)
  • Mehrere Beuten/Kisten
  • Gläser zum Abfüllen von Honig
  • Einen sauberen Ort für das Honigschleudern


Tipp
: Prüft, was davon bei lokalen Imker*innen oder einem Imkerverein entliehen werden kann oder als Sachspende eingeworben werden kann

Wann solltet ihr mit der Bienenhaltung beginnen?
Mit den Vorbereitungen beginnt ihr idealerweise im Herbst. Mit der Bienenhaltung selbst solltet ihr am besten im Frühjahr mit einem überwinterten Bienenvolk beginnen, etwa Mitte März bis Anfang April, je nach Wetterlage.

Was müssen Anfänger*innen beachten?

  • Wichtig: Bei einer Allergie gegen Bienengift nicht mit Bienen arbeiten! Unbedingt klären, ob eine Person aus der Gruppe, die mit den Bienen arbeiten möchte, eine Allergie hat.
  • Es empfiehlt sich sehr, noch vor Projektbeginn eine „Imkerpatenschaft“ zu suchen, also eine im Imkereihandwerk erfahrene Person, die mit Rat und Tat zur Seite steht (Imkervereine vor Ort fragen, in Geschäften mit Imkereibedarf und in einschlägigen Zeitschriften auf das Projekt aufmerksam machen).
  • Möglichst helle Kleidung und ggf. Schutzkleidung sowie Handschuhe tragen.
  • Nervöse, hektische Bewegungen vermeiden, sie reizen die Bienen. Daher beim Umgang mit ihnen immer schön ruhig bleiben. Unruhe kann sich auf die Bienen übertragen und sie aggressiv machen.


Welche Gerätschaften sind für den Anfang nötig?

Es gibt eine Vielzahl von Angeboten für die Ausstattung. Hier eine Empfehlung:

  • Grundausstattung „Imkern“: Schleier mit Hut, Handschuhe, Smoker (der Smoker erzeugt Rauch, was die Bienen ruhiger macht und so die Arbeit am Bienenvolk erleichtert), Stockmeißel (ein Hebelgerät aus Metall, um fest gekittete Rähmchen zu lösen, mit Propolis verklebte Zargen auseinanderzubekommen und Beuten von Wachs und Propolis zu reinigen), Bienenbesen zum Abfegen der Bienen von der Wabe bei der Honigernte. Sollte ein Volk geschwärmt sein, werden weitere Ausstattungsgegenstände benötigt. (Das Schwärmen dient der Vermehrung und entsteht durch die Teilung eines Volkes. Dabei verlässt die alte Königin die Beute und ein Teil des Volkes folgt ihr. Wodurch der Schwarmtrieb ausgelöst wird, ist noch nicht restlos geklärt. Von großer Bedeutung sind u. a. Volksstärke und Witterung.)
  • Grundausstattung „Beuten“ (künstliche Behausungen der Bienen): Gitterboden, Boden, Zarge (Etage oder Ebene einer Beute, in die mehrere Rähmchen nebeneinander eingesetzt werden), Rähmchen und Deckel (die Waben werden in Rähmchen in die Beuten gesetzt bzw. in den als Rähmchen bezeichneten kleinen Holzrahmen bauen die Bienen selber die Waben), Futtereimer, Varroa-Diagnoseschale. Es empfiehlt sich, zwei bis drei leere Beuten in Reserve zu haben.
  • Grundausstattung „Honiggewinnung“: Honigschleuder und Honigsieb; Entdeckelungsgabel (dient zur Entdeckelung von Bienenwaben, um sie für das Ausschleudern bei der Honigernte vorzubereiten) und Entdeckelungsgeschirr. Darauf werden bei der Ernte die Waben gelegt, um sie mit der Gabel zu entdeckeln. Meistens sind es zwei Träger aus Metall, in die die Rähmchen gestellt werden und die auf einer metallenen Wanne mit durchlöchertem Boden stehen. Das Entdeckelungswachs bleibt hängen, der überschüssige Honig läuft in eine zweite, darunterliegende Auffangwanne. Die Waben werden dann geschleudert. Abfüllkanne und Honiggläser [5].
  • Grundausstattung „Betriebsmittel“: Bienenvolk oder -völker, Rähmchendraht und Mittelwände für die Einrichtung der Beuten, Ameisensäure/Oxalsäure zur Bekämpfung der Varroamilbe; Sonnenwachsschmelzer und Behälter, wie z. B. alte Entsafter, Futtereimer oder Honigeimer.
  • Tipp: Honigwabenschleuder und Wachsschmelzer sind teuer. Beide Geräte können oft günstig bei Imker*innen ausgeliehen werden. 
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Imkern und Honigernte – Grundlagen  

Mit welcher Bienenart imkern – und wo kann man sie kaufen?
In Deutschland sind zwei Unterarten der Honigbiene verbreitet: die Carnica und die Buckfast. Bienenvölker sind nicht in einer Tierhandlung zu erwerben, sondern nur bei Imker*innen. In Bienenzeitungen werden zwar „Ableger“, „Schwärme“ oder „Völker“ angeboten, doch empfiehlt es sich für Anfänger*innen, sich an ortsansässige Imker*innen zu wenden. Am besten mit zwei bis drei Bienenvölkern beginnen (falls mit einem Volk etwas schiefgehen sollte). 

Welche Beuten (Bienenkisten) sind geeignet?
Es gibt viele Formate aus unterschiedlichen Materialien. Holzbeuten fassen zehn Rähmchen und sind schwer. Sie halten lange, und auftretende Krankheiten können durch Hitzedesinfektion gut bekämpft werden. Bei Beuten aus Styropor oder Kunststoff ist das nicht möglich. Dafür sind sie leichter und isolieren besser. Sie sind aber weniger atmungsaktiv. Es gibt außerdem noch andere Systeme, wie z. B. die Bienenkiste, eine einfache, flache Holzkiste, die ihr auch selbst bauen könnt. Sie hat an der Stirnseite ein Einflugloch. Der Boden und die Rückwand der Kiste sind abnehmbar, alle anderen Teile sind fest miteinander verbunden. Der Schutzanstrich sollte für Bienen unbedenklich sein (Holzlasur). Man kann auch Honig gewinnen, allerdings ohne Schleudern und eher für den Eigenbedarf. Bei der Fortbildung in Kassel wurden Beuten aus Holz genutzt.

Bienentracht: Wie finden die Bienen genug Futter?
Unter Bienentracht wird das im Flugbereich des Volkes vorhandene Futterangebot an Nektar, Honigtau und Pollen verstanden. Landwirtschaftlich intensiv genutzte Gebiete oder Stadtgebiete mit geringem Park- und Hausgartenanteil sind ungünstige Standorte. Bei geringem Nektar- und Pollenangebot in der Nähe fliegen Sammelbienen in einem Umkreis von drei Kilometern. Sammelgewinn und Energieverbrauch für den Flug halten sich dann wahrscheinlich die Waage und ein Honigüberschuss zum Ernten wird kaum anfallen.

Bienentracht: Welche Pflanzen sind geeignet?
Verschiedene Blütenpflanzen haben unterschiedliche Anziehungskraft auf Bienen, wobei Bienen blütentreu sind. Deshalb sollte man die wichtigsten Bienenweiden kennen und wissen, wann sie blühen und wie sie den Bienen nutzen. In den Interkulturellen Gemeinschaftsgärten können gezielt Blütenpflanzen ausgesät werden, z. B. Sonnenblumen, Sonnenhut oder Phacelia. Hier eine Tabelle zu Trachtpflanzen.

Welche Standorte sind für Bienen geeignet?
Mit Erlaubnis des Grundstücksbesitzers darf man Bienenkisten überall aufstellen, doch solltet ihr die Nachbarn informieren. Es ist möglich, dass Kommunen und Gemeinden jeweils eigene Vorschriften haben, die ihr vorher erfragen müsst. Der Aufstellungsort sollte größtmöglichen Abstand zum Nachbargrundstück haben, sodass die Bienen es hoch überfliegen. Bei der Auswahl des Standorts darauf achten, dass das Bienenvolk sonnig, trocken und möglichst windgeschützt steht und Menschen nicht beeinträchtigt werden. Die Beuten sollten gerade stehen. Dafür reichen einfache Unterlagen wie Betonsteine mit einer Balkenauflage. 

Welche Arbeiten fallen anfangs an?

  • Beobachten und kontrollieren des Bienenvolkes
  • Behandlung gegen Varroamilben und andere mögliche Krankheiten (Kalkbrut, Faulbrut)
  • Wintervorbereitungen (Fütterung)
  • Winterarbeiten (Rähmchen vorbereiten, Wachsverarbeitung)
  • Fortbildungen (z. B. beim örtlichen Imkerverein)


Wie viel Zeit ist nötig?

Im Sommer müsst ihr die Beuten einmal wöchentlich kontrollieren (Krankheiten, ausreichender Futtervorrat, Schwarmstimmung, Unwetterschäden), im Winter zweimal pro Monat (z. B. Mäusebefall).

Auf welche Schädlinge müsst ihr achten?
a) An den Bienen: Varroamilben, Kalkbrut und Faulbrut; im Winter auf Mäuse.
b) In den Waben und am Vorrat: Wachszerstörer; Wachsmotten.
Außerdem können Wespen, Ameisen, selten auch Hummeln, als Honigdiebe auftreten.

Winterfütterung
Bienen überwintern in Gemeinschaft, sie halten keinen Winterschlaf. Bei Außentemperaturen unter 12 Grad schließen sie sich zu einer engen Traube um die Königin herum zusammen. Durch Körpervibration hält das Bienenvolk über die Wintermonate im Inneren eine Temperatur von etwa 25 Grad aufrecht. Im Winter benötigen die Bienen für ganz oder teilweise entnommenen Honig Ersatzfutter. Dafür wird ein Eimer mit konzentrierter Zuckerlösung in die Waben gestellt. Die Bienen verarbeiten diese Lösung und lagern sie als Wintervorrat in Wabenzellen ein. Wie auch der Honig wird der Wintervorrat mit einer luftdichten, selbst erzeugten Wachsschicht vor Feuchtigkeit geschützt.

Darf selbst erzeugter Honig verkauft werden?
Der Ertrag pro Bienenvolk variiert sehr stark und kann bis zu 50 kg betragen. Honig aus eigener Produktion dürft ihr verkaufen, wenn ihr bestimmte Vorschriften und Gesetze einhaltet. Dazu zählen u. a. die Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes. Die Honig-Verordnung, eine Regelung des Lebensmittelrechts, enthält z. B. Qualitätsmindestanforderungen für Bienenhonig. Demnach dürfen dem Honig weder Stoffe entzogen noch hinzugefügt werden. Honig wird nach Gewicht verkauft, daher müsst ihr das Eichgesetz beachten. Weiterhin ist wichtig, dass Honiggläser, die unter gleichen Bedingungen abgefüllt werden, eine Identifizierungsnummer bekommen. Wichtig ist außerdem die Lebensmittelhygieneverordnung, die zum Schutz des Verbrauchers vor Krankheiten erlassen wurde.

Die Landesämter für Bienenkunde bieten Honiguntersuchungen an. Folgende Qualitätsanforderungen an Honig gelten, wenn er verkauft werden soll: 

  • Der Honig muss frei von Zusätzen sein und darf keine unerwünschten Stoffe, wie Insekten, Teile von Insekten, Brut oder Sandkörner, enthalten. Er darf keine unerwünschten Gerüche, Aromen oder Färbungen aufweisen.
  • Der Honig darf nicht im Stadium der Gärung sein oder schäumen. Er darf nicht mehr als 21 Prozent Wassergehalt haben. Für Mitglieder im Deutschen Imkerbund gilt, dass der Honig nicht mehr als 18 Prozent Wassergehalt haben darf. Das Bieneninstitut in Celle empfiehlt sogar einen Wassergehalt von unter 17,1 Prozent, da dann nicht mehr von einer Gärungsgefahr auszugehen ist.
  • Honig darf nur so erhitzt oder verarbeitet werden, dass sich seine wesentliche Zusammensetzung nicht verändert.
  • Chemische oder biochemische Bearbeitungen, etwa um die Kristallisation zu beeinflussen, sind verboten.
  • Der Honig muss frei sein von Mikroorganismen und/oder Parasiten, die die menschliche Gesundheit gefährden könnten.
  • Honig muss durch Rühren eine bestimmte Konsistenz haben


Kennzeichnungspflicht
Honiggläser müsst ihr etikettieren und mit folgenden Angaben versehen: Herstelleradresse, Nettogewicht, Mindesthaltbarkeitsdatum, Los-/Chargennummer (für Mitglieder des Deutschen Imkerbundes), Sortenbezeichnung. Wer Honig auf dem Markt verkaufen will, muss klären, ob ein Gewerbeschein nötig ist (nicht überall gefordert) und Standgebühren anfallen (Ordnungsamt der jeweiligen Kommune). Auf dem Verkaufstisch muss ein Schild auf den Hersteller verweisen (Haftung). Falls der Verkäufer nicht Mitglied im Deutschen Imkerbund e. V. ist, muss er für die Abfüllung neutrale Gläser verwenden.

Rechtliche Fragen zur Bienenhaltung
Bienenhaltung ist anzeige- aber nicht meldepflichtig. Der Besitz von Bienenvölkern muss registriert werden. Sowohl wegen möglicher Krankheiten oder potenzieller Streitigkeiten (z. B. mit Nachbarn) empfiehlt sich ein Versicherungsschutz. Um etwa über eine Imkerversicherung abgesichert zu sein, ist es ratsam, Mitglied in einem Imkerverein zu sein, der zum Imkerverband gehört. Ausführliche Informationen zu relevanten Gesetzen und Vorschriften findet ihr hier.

Was tun bei einem Bienenstich?
Bienenallergie hat, sollte nicht an Vorführungen oder Workshops teilnehmen. Im Falle eines Stichs den Stachel entfernen und die Stichstelle mit einer Salbe oder einem Gel behandeln. Es ist ratsam, ein schmerzstillendes Gel parat zu haben. Hausmittel wie rohe Zwiebeln und zerriebene Spitzwegerichblätter sind schmerzlindernd. Die Stichstelle kann dick und rot werden, das ist normal. Sollte sich die Rötung ausbreiten und die gestochene Person Atembeschwerden haben, und/oder es weiten sich ihre Pupillen, dann besser zum Notarzt. Die entsprechenden Telefonnummern solltet ihr unbedingt griffbereit haben.

Mögliche Kooperationen
Wichtig sind Kontakte zu Imkerverbänden vor Ort, um besonders in der Anfangszeit erfahrene Imker*innen als Berater*innen zu gewinnen und sich regelmäßig mit ihnen austauschen zu können. Auch ein Beitritt zum örtlichen Imkerverein ist empfehlenswert.

In vielen Gemeinschaftsgärten gibt es bereits Bienenvölker, einige Beispiele:


Die Internationalen Gärten Göttingen betreiben seit Langem Bienenhaltung und haben Lehrimkereien aufgebaut. Die Beteiligten verfügen über sehr viel Erfahrung, was Bienenhaltung und Honiggewinnung angeht. Aber auch zum Verkauf von Honig und anderen Imkereiprodukten und den möglicherweise damit auftretenden Schwierigkeiten wie Preisbildung oder Verwendung des Gewinns konnten die Göttinger wichtige Erfahrungen sammeln, die sie gerne weitergeben. 

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Webinar: Biologisches Imkern im Gemeinschaftsgarten  

Kristin Mansmann erläutert in diesem Webinar den Ablauf des Bienenjahres und geht auf die Besonderheiten des biologischen Imkerns ein.  

Virtueller Runder Tisch

Download der Präsentation hier.  

 

Webinar: Wildbienen fördern in Gemeinschaftsgärten  

Das Webinar beschäftigt sich u. a. mit folgenden Fragen: Wie können Wildbienen (und andere Bestäuberinsekten) in Gemeinschaftsgärten gefördert werden? Welche Bedingungen sind förderlich? Auf was muss man beim Nistkastenbau achten?  

Download der Präsentation hier.   

 


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