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NETZWERK-NEWS

Ein Ort für Frauen* - der Hevrîn Xelef Garten

Auf dem Neuen Jacobi-Friedhof in Berlin-Neukölln wächst seit Ende 2019 ein besonderer Ort: der Heilkräutergarten Hevrîn Xelef. Gegründet vom Verein Flamingo e.V. ist er ein Gemeinschaftsgarten von und für Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte – zum Gärtnern, Austauschen und Gedenken.
Entstanden ist der Garten aus dem Bedürfnis heraus, einen Ort jenseits enger Büros zu schaffen – einen, an dem Frauen* sich wohl fühlen und nicht bewertet werden. Ein Ort, an dem sie sich mit der Natur und ihrem Wissen zu Heilpflanzen und Heilungsmethoden verbinden und mit ihren Erfahrungen und Verlusten verbunden fühlen können. Der Garten ist unter anderem inspiriert vom autonomen, selbstorganisierten Frauendorf JINWAR in Rojava. Die Frauen, die vor Gewalt und Krieg fliehen mussten, haben in der Mitte des Dorfes einen Heilkräutergarten angelegt. Hevrîn Xelef und JINWAR stehen in engem Austausch, Saatgut und Wissen werden geteilt.
Flucht, Verlust und Trauma sind wichtige Themen im Heil-Kräutergarten. Das Pflanzen von Gedenkbäumen im Hevrîn Xelef bedeutet Frauen* auch über Berlin hinaus viel. Hier haben sie einen Ort für ihre Trauer, hier findet gemeinsame Heilung statt. Der erste Baum, eine schwarze Maulbeere, erinnert an die ermordete Jina Amini, eine Zwetschge ist Gedenkbaum für die vom IS ermordeten Ezidinnen. Der Name des Gartens erinnert an die ermordeten kurdische Politikerin Hevrîn Xelef.
Die Frauen* gärtnern, treffen sich und organisieren Workshops zu Heilkräutern und feministischen Themen. Der Garten bekommt viel Besuch. Um mehr Hintergrundwissen zu vermitteln, plant die Gruppe wetterfeste Info-Tafeln zu den Geschichten der Gedenkbäume und den Pflanzen. Der Garten versteht sich als begehbaren Gedenkort des feministischen Widerstands. Ein lebendiger Ort des Erinnerns. Ein Friedhof auf dem Friedhof, der anders ist.

Mehr über Flamingo e.V. und den Garten

29.07.2025

Gemeinschaftliches Gärtnern im Klostergarten: ein historischer Ort blüht auf

Niddatal KlostergartenIn Ilbenstadt in der Wetterau (Hessen) erwacht ein historischer Ort zu neuem Leben. Der Klostergarten Ilbenstadt blickt auf eine lange Geschichte als Ort der Heilkunst, inneren Einkehr und Selbstversorgung zurück. Auf der jahrzehntelang ungenutzten Brachfläche entsteht Schritt für Schritt Raum für gemeinsames Gärtnern. Auf einem Teil der 6000m² großen Fläche hat sich schon eine Solidarische Landwirtschaft etabliert, und seit 2022 entsteht ein lebendiger Gemeinschaftsgarten. Aktuell hat die Gartengruppe einen Beeren- und Obstgarten, ein Rhabarber-, ein Kürbis- und ein Trüffelfeld angelegt, sowie insektenfreundliche Blumenbeete. Die Anlage von Würz- und Heilkräuterbeeten, sowie die Pflanzung von weiteren Obstgehölzen sind als Nächstes geplant. Benjeshecken und andere strukturschaffende Elemente sind gleichzeitig wichtige Lebensräume, die die Artenvielfalt fördern.
Der Trägerverein „Kultur im Klostergarten“ möchte Nachhaltigkeit, Bildung, Kultur und soziales Miteinander verbinden. Etwa die Hälfte der Gesamtfläche ist derzeit noch Brachland und bietet vielfältige Möglichkeiten für zukünftige Projekte, wie beispielsweise eine Kulturbühne unter einem Walnussbaum mit Atrium – als Treffpunkt für Feste, Gespräche und Kulturveranstaltungen.
Die Gartengruppe, die sich „Gartenaktivistas“ nennt, kümmert sich um alle Teile des solidarischen Stadtteil-Gartens. Die Vereinsmitglieder haben sich in mehrere Untergruppen organisiert, wie Gartengestaltung, Kräutergarten und Kultur.
Für Schulklassen und Besucher*innen werden Führungen angeboten. Kinder können mitgärtnern und den Garten mitgestalten.
Der Klostergarten Ilbenstadt steht allen offen – als grüner Ort des Miteinanders, der Bildung und des nachhaltigen Handelns.

Website des Trägers
Instagram

22.07.2025

Heilung im Grünen – Gemeinschaftsgärten als Orte der Teilhabe und Erinnerung

Tagung1Wie Gemeinschaftsgärten zu Heilung bei Erfahrungen von Flucht, Verlust oder Gewalt beitragen können, war Thema der Tagung „Solidarische Gärten, solidarische Ernte“. Sie fand Ende Juni 2025 auf dem Gelände der Berliner Prinzessinnengärten statt. Veranstaltet von der anstiftung und Xenion e.V., lotete sie das Potenzial der Gärten für Trauerarbeit, Traumabewältigung und soziale Teilhabe aus.

Tagungsbericht

15.07.2025

Im Sülzer Triangel wächst Gemeinschaft

schmitzUndKunzt euskirchener 03Der seit 2019 bestehende gemeinnützige Verein Schmitzundkunzt e.V. aus Köln initiiert im öffentlichen Raum Gemeinschaftsgärten. Er möchte damit einen Treffpunkt für die jeweilige Nachbarschaft schaffen, Vereinsamung vorbeugen, das Stadtklima verbessern und Insekten schützen.

Das „Sülzer Triangel“ entstand 2023 auf einer zentral gelegenen dreieckigen 1500m² großen Brache. In der Mitte des Gartens befindet sich ein denkmalgeschützter Bereich. Rund 80 Gärtner*innen sind hier aktiv, ebenso die benachbarte Realschule. Wer mitmachen möchte, wird Vereinsmitglied. Gegärtnert wird in selbstgebauten, einheitlichen Hochbeeten. Ein Blühstreifen umrahmt die Fläche, eine Wildblumenwiese sorgt für noch mehr Biodiversität. Schmitzundkuntz achtet bei den Gartenprojekten darauf, dass die optische Gestaltung in das Stadtbild passt.

Im Frühjahr 2024 haben Vereinsmitglieder und Nachbar*innen eine vermüllte Brache neben dem Hauptsitz von Schmitzundkunz mit Tauschladen, Werkzeugverleih und vielen Veranstaltungen aufgeräumt. Auch hier entstand ein Gemeinschaftsgarten: das Rectangel. Rund 15 Gärtner*innen sind aktiv.

Ein Vereinsmitglied mit besonders viel Gartenwissen hat in beiden Gemeinschaftsgärten eine Parzelle und berät die anderen Gärtner*innen. Er ist über die zweiwöchentlich stattfindende Pflanzentauschbörse auf den Verein und die Gartenprojekte aufmerksam geworden.
Der Verein sucht innerhalb Kölns immer wieder freie (Grün)Flächen, um auch dort für die ansässigen Nachbarschaften grüne Begegnungsräume zu schaffen.

Mehr Informationen zu den Projekten

08.07.2025

Garten mit Zukunft – ein grüner Begegnungsort für Alle in Angermünde

AngermuendeSeit Frühjahr 2025 entsteht hinter dem Projekthaus „Haus mit Zukunft“ in Angermünde ein offener Gemeinschaftsgarten. Mitglieder des Trägervereins Stadt mit Zukunft – Angermünde e.V. und Nachbar*innen verwandeln das bislang ungenutzte, rund 750m² große Grundstück in einen grünen Begegnungsort für Alle. Die ersten Fördermittel dafür kamen aus dem Regionalbudget der LAG Uckermark.
Der Garten wird gemeinschaftlich gepflegt, individuelle Parzellen gibt es bewusst nicht. In den ersten Beeten gedeihen bereits Radieschen, Salate, Spitzkohl, Tomaten und sogar eine Wassermelone. Auch verschiedenste Kräuter haben ihren Platz gefunden. Bald kommen Beerensträucher hinzu. Die wachsende Gartengruppe trifft sich wöchentlich, mal in kleiner Runde, mal mit vielen helfenden Händen. Die Gruppe besteht aus Nachbar*innen, jungen Familien ohne eigenen Garten, älteren Menschen, Geflüchteten und Alleinstehenden.
Der Garten ergänzt bereits bestehende Angebote wie das „Sprach-Café Zukunft“ und die „Brücke der Kulturen“ und stärkt den interkulturellen Aspekt des Projekthauses.
Für die Initiator*innen ist der Garten ein ganz wichtiger Ort. Sie sagen dazu: „In einer strukturschwachen Region wie der Uckermark sind viele Menschen mit Herausforderungen konfrontiert: wirtschaftliche Unsicherheit, eingeschränkte Infrastruktur, Abwanderung junger Menschen und ein oft fehlendes Gefühl von Mitgestaltung. Ein Gemeinschaftsgarten ist da viel mehr als nur Beete und Pflanzen: Er ist ein Ort der Selbstermächtigung, der Begegnung und des ganz konkreten Handelns. Wer gemeinsam gärtnert, übernimmt Verantwortung, sieht Ergebnisse und erlebt Wirksamkeit. Das stärkt das Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft – und damit auch das Vertrauen in Gemeinschaft und Gesellschaft. Hier wird Wissen geteilt, Nachbarschaft gelebt, Deutsch geübt, miteinander gekocht, gelacht und manchmal auch diskutiert. Es ist ein Ort, an dem Vielfalt sichtbar und Gemeinschaft erlebbar wird – ohne Zwang und mit viel Herz.“
Besonders wichtig ist den Aktiven die Umsetzung ökologischer Selbstbaulösungen, die auch mit den begrenzten Mitteln vor Ort realisierbar sind. Das nächste Projekt ist ein automatisches Bewässerungssystem, das in Zusammenarbeit mit dem MINT-Bildungsprojekt freiRAUM Uckermark entwickelt wird.
Was heute gemeinsam gesät wird, wird morgen Früchte tragen – in den Beeten und der Stadtgesellschaft von Angermünde.

Zur Website des Gartens

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