Bei Agroforstprojekten werden Bäume und Sträucher mit Ackerkulturen kombiniert. Es stehen also Bäume auf einer Fläche, auf der z.B. Gemüse geerntet wird. Waldgärten sind eine Form von Agroforstwirtschaft. Die Kombination aus (Obst-)Bäumen mit Gemüse und Kräutern kann auch in jedem Gemeinschaftsgarten Anwendung finden.
Bäume speichern CO2 und produzieren Sauerstoff. Sie kühlen ihre Umgebung und bieten Schatten. Sie fördern aber auch die Bodenfruchtbarkeit und die Bodenlebewesen. Mit der Kombination von Bäumen und Nutzpflanzen kann also Nahrung produziert und gleichzeitig der Boden regeneriert werden. Bäume können auch in kleineren Gemeinschaftsgärten, auf versiegelten Flächen und sogar in Hochbeeten ihre vielen Funktionen erfüllen.
Agroforst Expertin Noemi Stadler-Kaulich teilt im Webinar "Agroforst - ein Konzept auch für Gemeinschaftsgärten?" ihr Wissen.
Ihr lernt die Prinzipien von Agroforst kennen und erfahrt, was unterschiedliche Bodenverhältnisse für die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern bedeuten.
Videomitschnitt und Präsentationsfolien
Im Landschaftspark Herzberge in Berlin-Lichtenberg entsteht ein neues Gemeinschaftsgartenprojekt. Seit ein paar Jahren stehen dort drei Gewächshäuser mit einer Fläche von 3800 m² leer, die 2000 m² große Außenfläche ist größtenteils überwuchert.
Die Nachbarschaftsinitiative „Vitrine Kiezkraut“ möchte das ändern und mietet ab 2025 zunächst eins der drei Gewächshäuser. Auf 1500m² wird ein nachbarschaftlicher Gemeinschaftsgarten aufgebaut. Die Besonderheit: der Garten entsteht im Gewächshaus und soll ertragsorientiert sein. Geplant sind auch Bildungsveranstaltungen zu gesunder, ökologischer und für alle sozial fairer Ernährung.
Das Interesse aus der Nachbarschaft ist groß. Bei der ersten Info-Veranstaltung Anfang November kamen 100 Menschen. Die Orgaisationsgruppe wächst.
Die Initiative steht in den nächsten Monaten vor verschiedenen Herausforderungen: Das Gewächshaus muss im Frühjahr wieder auf eine gärtnerische Nutzung vorbereitet werden, Strukturen für die Beteiligung der Nachbarschaft sind zu entwickeln und die Finanzierung ist sicherzustellen.
Im Landschaftspark Herzberge entsteht so ein innovatives Nachbarschaftsprojekt, das zur Ernährungswende beiträgt.
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„Was wir mitbringen: Die interaktive Heilkräuterapotheke“ lud Frauen* mit Flucht- und Migrationsbiografie ein, ihr Wissen über Heilkräuter weiterzugeben und sich über Erfahrungen und Heilmethoden auszutauschen. Für die Projektzeit trafen sich Interessierte täglich in einem selbst aufgebauten, mit Kräutern und Essenzen aus den Gärten ausgestatteten, Apothekenraum.
Das wertvolle mitgebrachte Wissen im Umgang mit der Natur sowie traditionelles Wissen zu Bewirtschaftungsarten und Heilmitteln und Kräutern standen im Mittelpunkt der begleitenden Reihe „Was wir mitbringen“. Expertinnen gaben Inputs in Form von Hekayat-Runden (Hekayat=Erzählung) u.a. zu der Verwendung von Mangoblättern, Malve, Kurkuma, zu der Herstellung von Tinkturen und zu Räucherungen. Die Inputs eröffneten den Wissensaustausch aller Anwesenden.
Gemeinsam wurden währenddessen Salben, Tinkturen und Seifen hergestellt – nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für diejenigen, die nicht dabei sein konnten. Care-Pakete wurden an Frauen in Unterkünften in Brandenburg und in Camps in Griechenland geschickt.
In den Workshops fragten sich die Teilnehmerinnen* immer wieder: Wie kann ein kostenloser Zugang zu Heilung für marginalisierte Menschen aussehen? Ohne Hierarchie. Mit Wertschätzung für das Wissen der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet oder immigriert sind.
Gemeinsam sammelten die Teilnehmenden Ideen, wie sich ein offener Zugang zum Wissen über Heilkräuter und Heilungsprozesse gestalten lässt. Mit Hilfe der Pflanzen und durch das Wissen von Frauen mit Fluchtgeschichte entwickelten sie eine Perspektive auf gemeinsames Heilen.
Die Veranstaltungen waren offen für Alle
Ein Projekt des transkulturellen Gemeinschaftsgarten „Hevrin Xelef“.
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Juan Coka zeichnet in seiner Masterarbeit „Rebuilding Collective Memory - An Analysis of the Dynamics and Dimensions of Community Garden Movement in Berlin" die Entstehung und Entwicklung der Gemeinschaftsgarten-Vernetzung in Berlin nach.
In seiner aktivistischen Ethnographie beleuchtet er Dynamik, Strukturen und Herausforderungen dieser Entwicklung. Im Mittelpunkt stehen Fallstudien zu fünf Berliner Gärten, deren Geschichte auch heute noch prägend ist: Rosa-Rose, Prinzessinnengarten, Prachttomate, Himmelbeet und Allmende-Kontor. Eine Grundlage der Untersuchung ist die kollektive Erinnerung Berliner Gartenaktivits*innen.
Die Fallstudien zeigen die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich Gemeinschaftsgärten bei der Sicherung des öffentlichen Raums stellen müssen, und verdeutlichen ihre Rolle bei der Förderung der sozialen und ökologischen Erneuerung in der Stadt.
Heute sind Gemeinschaftsgärten ein fester Bestandteil der Berliner Stadtentwicklung. Juan Coka unterstreicht mit seiner Arbeit die Bedeutung der gemeinsamen Aktionen und des kollektiven Handelns dafür.
Zur Masterarbeit (in englischer Sprache)
Weitere Forschnungsarbeiten zum Thema Urbane Gärten
Der Rosenduftgarten im Park am Gleisdreieck in Berlin ist ein Ort für traditionelles Wissen und altes Saatgut aus Bosnien. Vor allem auf ihre Okraschoten ist Begzada Alatović, die den Garten organisiert, stolz. Sie strahlt, wenn sie von der Vielfalt der mitgebrachten Sorten spricht, die inmitten erblühen und geerntet werden können. Über ihre Okraschote ist an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) sogar mal eine Abschlussarbeit entstanden.
Entstanden ist der Rosenduftgarten 2006 als Zufluchts- und Ankommensort für Frauen aus Bosnien, die hier Therapie und Heilung von ihren traumatischen Erfahrungen aus ihrer Heimat finden. Eine Schweizer Psychologiestudentin ist sechs Monate geblieben, ist eingetaucht in den Garten, hat mit den Frauen gesprochen. Ihre Fragestellung: „Was bedeutet der Garten für die bosnischen Frauen?“ Das darf man sich aber nicht als unsensibles Ausfragen oder instrumentalisierendes Datensammeln vorstellen. Die Studierenden haben mit den Frauen Bohnen gesammelt und ihnen dabei ein wenig Deutsch beigebracht. Im Rosenduftgarten geht es um Heilung und Beziehungen: zwischen Menschen und Pflanzen und zwischen den Menschen. Auch Begzada selbst hat der Garten seelisch geholfen: nicht nur zu Hause zu sitzen, sondern Leute zu treffen. Der Garten ist ein Schutzraum für Frauen mit fürchterlichen Erfahrungen aus Krieg und Vertreibung. Über die eigenen Erfahrungen zu sprechen, stärkt das Selbstbewusstsein und hat eine heilende Wirkung.
So ist der Rosenduftgarten ein vielfältiger Lernort. Es entstehen Bücher, Broschüren und Ausstellungen über Flucht und Vertreibung, über alte Gemüsesorten. Es findet Schulunterricht im Garten statt, in Workshops werden Öle und Kräutermischungen hergestellt. Es gibt Seminare zu Garten-, Pflanzen- und Ernährungswissen. Lernen ist hier kein Vorgang, über eine Sache zu sprechen, sondern aus dem Stoff heraus, von seiner Durchdringung her zu berichten, zu zeigen, im Körper zu bewahren, das Wissen weiterzugeben.
Der Interkulturelle Rosenduftgarten ist auch ein Lernort für das Leben in der postmigrantischen Gesellschaft. Er ist mehrsprachig: Bosnisch, Schwedisch, Englisch, Deutsch und weitere Sprachen sind zu vernehmen. Wenn sie sich austauschen und die Frauen zusammenkommen fängt es immer mit dem Kaffeetrinken an. Das ist das verbindende Ritual.
Website des Trägers
Weitere Informationen zum Rosenduftgarten
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