Im Ende 2024 eröffneten Containerdorf für Geflüchtete an der Agnes-Karll-Allee in Elmshorn ist ein lebendiger Gemeinschaftsgarten entstanden. Die Gartenarbeiten haben im Mai 2025 begonnen. Viele der rund 100 Bewohner der Unterkunft beteiligen sich aktiv an der Pflege und Gestaltung des Gartens. Viele bringen Gartenwissen mit.
Gemeinsam werden Beete angelegt, Jungpflanzen gegossen, Unkraut gezupft und Sträucher gepflegt. Auch das äußere Erscheinungsbild des Containerdorfes wird von den Bewohnern verschönert: Entlang der Container blühen bunte Blumen, die die gesamte Anlage freundlicher und einladender wirken lassen. Das ist jedoch erst der Anfang – in den kommenden Monaten werden weitere Flächen urbar gemacht, Hochbeete gebaut und mehr Blumen gepflanzt.
Aktuell wachsen in den Hoch- und Flachbeeten Erdbeeren, Tomaten, Paprika, Zucchini und Auberginen. Außerdem wurden Beerensträucher wie Himbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren gesetzt, die im Sommer eine reiche Ernte versprechen. Die Ernte nutzen die Gärtner für den Eigenbedarf und für Veranstaltungen.
Das Gartenprojekt verfolgt mehrere Ziele: Es bietet den Bewohnern eine sinnvolle, gemeinschaftliche Tätigkeit im Freien, schafft Raum für Begegnungen und Austausch für Menschen aus ganz verschiedenen Herkunftsländern und stärkt das Miteinander im Alltag. Darüber hinaus ist geplant, andere Elmshorner*innen einzuladen – sei es zur Mithilfe, zum gemeinsamen Gärtnern oder zu kleinen Festen, bei denen die Ernte gemeinsam genossen werden kann. Die Gruppe möchte aus den Blumen Sträuße binden und an die Nachbar*innen und die Mitgärtnernden aus der Stadt verschenken.
Der Garten wächst – und mit ihm wachsen Gemeinschaft, Teilhabe und neue Perspektiven.
Der Bayerische Volkshochschulverband organisiert Fortbildungen für Mitarbeiter*innen und Kursleiter*innen von Volkshochschulen. Dieses Jahr hat der Verband das Thema Urban Gardening aufgegriffen. Ziel ist es, durch Austausch und Wissenstransfer die Volkshochschulen zu motivieren, Möglichkeiten zum gemeinsamen Gärtnern zu schaffen. Gartenprojekte an Volkshochschulen werden vom Verband als wertvolle Orte des Lernens, der Begegnung und des nachhaltigen Handelns erkannt - und als Möglichkeit, weitere Zielgruppen zu erreichen.
Einige bayerischen Volkshochschulen haben bereits Gemeinschaftsgärten aufgebaut, wie den HerzoGarten der vhs Herzogenaurach, den die vhs für verschiedene Angebote nutzt und der auch von Schulen, Kindergärten, der Lebenshilfe und Seniorenorganisationen genutzt wird. Oder den Gemeinschaftsgarten Eching, bei dem die vhs die Fläche gepachtet hat und eine Gruppe den Garten inzwischen selbstständig organisiert. Die vhs Fürstenfeldbruck hat dieses Jahr unter dem Motto „Essbare Stadt“ zusammen mit Partnerorganisationen ein kleines Gartenprojekt mit zunächst zwei Hochbeeten aufgebaut und die vhs Donauwörth nutzt ihren Gemeinschaftsgarten für Kurse und verpachtet Parzellen.
Der Bayerische Volkshochschulverband organisierte zunächst ein Austauschtreffen, das online stattfand. Volkshochschulen, die Gartenprojekte planen, vernetzten sich mit Volkshochschulen, an denen es schon Gärten gibt. Fragen konnten geklärt, Tipps geteilt und Ideen zusammen weiter geschmiedet werden.
Im Mai folgte ein Praxisworkshop für vhs-Mitarbeiter*innen, die noch am Anfang der Planung stehen oder erste Schritte gegangen sind. Der Workshop fand im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) in München statt, auf dessen Freiflächen einige Gemeinschaftsgartenprojekte beheimatet sind. Input, gemeinsame Arbeitsphasen und ein inspirierender Rundgang durch die ÖBZ-Gärten gaben den Teilnehmer*innen Wissen und Ideen für die nächsten Schritte zum „eigenen“ Gemeinschaftsgarten an die Hand.
Wie gründe ich einen Gemeinschaftsgarten? Unser online Selbstlernkurs
Der Wurzelgarten in Dachau ist ein Interkultureller Garten. 36 Pächterfamilien, rund 100 Menschen, nutzen den Garten sehr regelmäßig. Die 2400m² große Fläche wird von einem Landwirt gepachtet und liegt zentral in Dachau. Nächstes Jahr feiert der Wurzelgarten sein 20-jähriges Jubiläum.
Während der ersten beiden Jahre befand sich der Wurzelgarten noch auf einer anderen Fläche, die schnell zu klein wurde. Sie sind auf die jetzige Fläche umgezogen, haben einen Brunnen gebohrt und Parzellen abgesteckt.
Auf den Parzellen bauen die Menschen Gemüse, Kräuter, Blumen und Heilpflanzen aus aller Welt an. Manche Parzellen sind dick gemulcht, andere mit Holzlatten in Fächer unterteilt, oder das Gemüse wächst in akkuraten Reihen. Einige Gärtner*innen bauen hauptsächlich Blumen an, andere Heilkräuter. Die Gruppe tauscht sich über Verwendung und Zubereitung der Pflanzen aus, und Ernteüberschüsse werden gerne innerhalb der Gartengruppe oder der Nachbarschaft weitergegeben.
Der Garten hat einige Besonderheiten. So hat sich vor einigen Jahren eine interkulturelle Männergruppe gebildet, die sich regelmäßig trifft und u.a. für Reparaturen sorgt. Einen interkulturellen Frauenkreis gibt es seit diesem Jahr auch wieder. Die Frauen singen, stellen Naturkosmetik her und feiern die Jahreszeiten. Natürlich trifft sich auch die ganze Gruppe öfters, tauscht sich aus, plant und feiert zusammen.
Der Gruppe gestaltet den Garten möglichst naturnah und fördert bewusst die Biodiversität. Igel, Erdkröten, Hermeline, Feldhasen, Eidechsen und Turmfalken sind regelmäßig zu Gast.
Seit kurzem gibt es ein Bienenprojekt und Honigbienen werden im Wurzelgarten gehalten. Geimkert wird wesensgemäß mit der Bienenkugel, einer runden Bienenbehausung. Bisher sind zwei Bienenkugeln aus Bausätzen gebaut und aufgestellt worden. Die Garten-Koordinatorin, die gleichzeitig Imkerin ist, gibt ihr Wissen weiter. Der Honig wird natürlich gemeinsam verkostet. Die Wurzelgärtner*innen pflanzen mehr bienenfreundliche Blumen und erleben, dass ihre Ernteergebnisse besser werden.
Der Wurzelgarten ist ein Projekt von Bioploy – Akademie für Mensch und Umwelt gUG in Kooperation mit der VHS.
Kontakt: Ingeborg Hamzehi:
Das Planetenviertel in Halle Trotha hat seit Anfang 2023 einen Mitmach-Ort für alle.
Der Planetengarten bietet auf rund 3000m² eine Menge Gestaltungsraum. Aktive vom Gut Alaune haben das Projekt zusammen mit der Stadt Halle gestartet.
Natürlich wird Gemüse angebaut, Nachbar*innen haben eine Blühwiese angelegt und Beerensträucher gepflanzt. Das Projekt setzt auf nachhaltige Prinzipien: Kompostierung, Wassereinsparung und die Verwendung regionaler Pflanzenarten stehen im Mittelpunkt. Ziel ist es, das Bewusstsein für Umweltfragen zu stärken und die lokale Gemeinschaft zu fördern.
Der Garten ist mehr als ein Ort zum Pflanzen – er ist ein Raum für Begegnung und Bildung. Der Garten verfügt über ein gut ausgestattetes Gartenhaus mit gemütlicher Veranda und gut ausgestatteter Küche. Der selbst gebaute Pizzaofen wird oft eingeheizt. Kinder schätzen das Baumhaus und die große Wiese. Seit Anfang diesen Jahres bietet ein betreuter Bauspielplatz vom "kunZstoffe e.V." eine weitere Attraktion für sie.
Ein großes Sonnensegel bietet Schutz gegen Sonne und Regen, eine selbstgebaute, barrierefreie Komposttoilette erleichtert die Gartennutzung für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Zweimal pro Woche ist Gartentag. Neben dem gemeinsamen Gärtnern stehen der Austausch und das gemütliche Zusammensein bei Kaffee und Kuchen hoch im Kurs. Jede*r kann eigene Ideen und Projekte einbringen und verwirklichen, bei Workshops und Veranstaltungen dabei sein.
Der Garten ist gut im Stadtteil vernetzt - immer wieder trifft sich hier der Quartiersrat.
Beim stadtweiten Freiwilligentag Mitte Mai haben Interessierte selber Hochbeete gebaut. Diese möchte der Garten vor allem Senior*innen anbieten und Menschen, die gerne ein „eigenes“ Beet bestellen wollen.
Website des Gartens
Begonnen haben die GemüseheldInnen mit der Besetzung eines ca. 700m² großen Gartens in der Frankfurter Grünen Lunge am Günthersburgpark. Ihr Ziel von Anfang an: Frankfurt essbar machen!
Die 2019 gegründete Initiative (seit 2023 ein gemeinnütziger Verein) bewirtschaftet heute mit ca. 350 Gärtner*innen 18 Gemeinschaftsgärten in fünf Frankfurter Bezirken. Zusammen mit der GemüseheldInnen-Stadtfarm sind das insgesamt 15.000 m².
Die Stadtfarm startete als Kooperationsprojekt mit einer Profi-Gärtnerei. Ausprobiert wurde der gemeinschaftliche Anbau von Gemüse nach den Prinzipien der Permakultur für Verkauf und Selbstversorgung und Bildungsangebote.
Seit Ende 2023 ist die Stadtfarm ein reines GemüseheldInnenprojekt mit städtischer Förderung für nachhaltige Bildung und setzt im eigenen Verein auf gemeinschaftliches Gärtnern (ohne Verkauf) und ökologische Vielfalt. Die GemüseheldInnen bauen einen lebendigen Lernort auf, ein Modellprojekt für nachhaltige Lebensmittelproduktion und Umweltbildung in der Stadt, das im Bereich Klimaschutz, Ernährungswende und zukunftsfähige Stadtentwicklung überregionale Strahlkraft entwickeln kann. Umweltbildung ist ganz praktisch erlebbar. Von Bodenaufbau über Kompostierung, Gemeinschaftsbildung bis hin zu ökologischer Stadtentwicklung – Wissen wird direkt am Beet vermittelt.
Seit 2023 bieten die GemüseheldInnen eine selbstkonzipierte, einjährige „Ausbildung zur Stadtfarmer*in“ an, in der Organisation, Verstetigung und Finanzierung eines permakulturellen Gemeinschaftsgartens mit viel gärtnerischer Praxis kombiniert werden. Die nächste Ausbildung findet Anfang 2026 statt.
Website der GemüseheldInnen
Artikel „Gemeinschaftsgärten als Orte transdisziplinären Lernens: GemüseheldInnen“
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