Essbares Dorf als Praxis des Commoning und des sozial-ökologischen Wandels
Das sächsische Dorf Pödelwitz sollte für den Braunkohletagebau abgebaggert werden, doch aufgrund des großen und langjährigen Widerstands blieb es bestehen.
Bereits während der Bedrohung durch den Tagebau wurden Alternativen entwickelt. Ein zentrales Konzept ist das "Essbare Dorf" mit Gemeinschaftsgärten. Die Gemeinschaftsgärten sind wesentlich für eine zukunftsfähige, gemeinwohlorientierte und inklusive Dorfentwicklung mit Modellcharakter. Die Dorfbewohner*innen haben die Vision einer gemeinschaftsgetragenen Infrastruktur entwickelt. Das Essbare Dorf ist ein zentraler Bestandteil: Überall soll Essbares wachsen.
Die Geschichte von Pödelwitz ist in die Gärten und Pflanzen eingeschrieben. Eine Strategie der Transformation ist die Raumnahme, unter anderem durch zwei Gemeinschaftsgärten. Diese haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Der Projektgarten an der Kirche war zunächst Treffpunkt, Anlaufstelle und Info-Ort mit offener Werkstatt und einer Jurte für Workshops. Heute entsteht hier außerdem ein Waldgarten. Eine zur Schmetterlingswiese weiterentwickelte Grünfläche ist heute auch Heilkräutergarten. Eine Obstbaumallee wurde gepflanzt, Obstbäume im Dorf werden peu a peu zu Obstbaumlebensgemeinschaften.
Als Neulandgewinner will der Verein Pödelwitz hat Zukunft 2025/26 ein integriertes Wasserkonzept für die Sammlung und Verteilung von Regenwasser aufbauen und mehr Menschen zum Mitmachen beim essbaren Dorf motivieren.
INCREASE ist ein europäisches Bürgerwissenschaftsprojekt, das sich der Erforschung und Erhaltung alter, unbekannter Bohnensorten verschrieben hat. Für diese Bohnensorten, die derzeit nur in Genbanken aufbewahrt werden, soll ein dezentrales Erhaltungssystem entwickelt werden.
Mitmachen kann jede*r. Gebraucht wird ein Smartphone oder Tablet mit Kamera, die INCREASE App und etwas Platz im Garten oder auf dem Balkon. Die Teilnehmer*innen erhalten verschiedene Bohnensorten zum Aussäen, um Pflanzenmerkmale wie Farbe, Krümmung oder das Wachstum der Bohne zu beobachten und zu messen. Die Hobbyforscher*innen helfen durch ihre Messungen, über 1000 alte Gartenbohnensorten an unterschiedliche europäische Umgebungen anzupassen.
Nach der ersten Teilnahme kann man die Lieblingssorte weiter anbauen oder über die App mit anderen Saatgut tauschen.
Dieses Jahr wurde INCREASE von der Europäischen Union mit dem „Grand Prix“ für Bürgerwissenschaften ausgezeichnet.
Eine Anmeldung für die nächste Runde in 2025 ist ab November in der App INCREASE CSA möglich.
Weitere Informationen
Der taschenGARTEN ist ein persönlicher Terminplaner und politischer Gartenkalender mit einer wöchentlichen Anbauplanung für den (Gemüse-)garten. Der Kalender führt mit Tipps und Grafiken zu Aussaat-, Pflanz- und Erntezeiten durch den Gemüse- und Kräutergarten.
Jedes Jahr gibt es einen anderen Schwerpunkt. Dieses Jahr hat der Kalender den Titel „Gemüsefülle & Insektenvielfalt“. Im Mittelpunkt stehen die Insekten. Klimawandel, Pestizide und Bodenversiegelung bedrohen sie.
In euren Gemeinschaftsgärten könnt ihr Lebensräume mit Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten für sie schaffen.
Heimische Pflanzen, Pflanzen, die zeitversetzt blühen, Gemüseblüten und wilde Ecken tragen zur Insektenvielfalt bei.
Quelle, weitere Infos und Bestellmöglichkeit
Gemeinschaftsgärten aufzubauen und dann zu verstetigen, kann herausfordernd sein: An allen Ecken und Enden fällt Arbeit an, und oft bleibt ein Teil davon liegen, weil alle Aktiven bereits ausgelastet sind. Es sind immer die Gleichen, die die Aufgaben erledigen, und die Arbeit lastet auf wenigen Schultern. Treffen sind ineffektiv, der Informationsfluss intransparent. Die Entwicklung des Gartens stagniert.
Ende September trafen sich Aktive aus Gemeinschaftsgärten in NRW in Köln, um sich im Workshop „Es läuft nicht rund im Garten?“ auszutauschen. Mit Hilfe „kollegialer Beratung“ wurde in Kleingruppenarbeit die Perspektive gewechselt. Eine Person berichtet dabei von ihrem Projekt und den Herausforderungen, eine andere schlüpft in die Rolle der Berater*in und stellt weiterführende Fragen, während eine dritte Person Notizen macht. Der anschließende Austausch brachte Allen umsetzbare Impulse.
Nach der Auswahl der drängendsten Themen bildeten sich Gruppen, die Lösungswege diskutierten. Die besten Ideen wurden als Prototypen mit Materialien wie Pappe, Lego, Schnüren gebaut, benannt, im Plenum vorgestellt und nochmal überarbeitet. Diese Methode kommt aus dem Design Thinking.
Die kreative Auseinandersetzung mit den Problemstellungen führte zu neuen Ideen und gangbaren Lösungen. Die Teilnehmer*innen bekamen Methoden an die Hand, anders als bisher mit den Herausforderungen der Projektentwicklung umzugehen.
Das Wissen über Anbau und Verarbeitung von Leinsamen bis zum Leinenhemd verschwindet immer mehr, und damit auch ein Teil der textilen Selbstversorgung. „1qm Lein“ möchte dem entgegenwirken. Ziel des Projekts, das 2020 in Schweden ins Leben gerufen wurde und nun auch nach Deutschland kommt, ist es, einen Quadratmeter Lein im eigenen Garten anzubauen und alle Schritte vom Saatkorn bis zum fertigen Textil zu erleben. Teilnehmen können alle, die Platz für einen Quadratmeter Faserlein haben. Unter den ersten teilnehmenden Gemeinschaftsgärten sind der Münchner Generationengarten und das Berliner Allmende-Kontor mit der Färberpflanzengruppe „Schönfärber*innen“.
Beide Gemeinschaftsgärten sind zudem Kooperationspartner von „1qm Lein“. Das bedeutet, dass sie einen Aktionstag für die Projektteilnehmer*innen aus der Region organisieren, um gemeinsam den Flachs zu brechen, zu schwingen und zu hecheln.
Wer 2025 dabei sein möchte, kann bis zum 8.Dezember 2024 ein Starterset mit Saatgut und Informationen bei „1qm Lein“ bestellen. Auf der Projektwebsite gibt es in den FAQs Hintergrundinformationen sowie Bauanleitungen zum Selberbauen notwendiger Arbeitsgeräte.
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