Mitten im Industriegebiet Trier-Euren wächst seit 2017 ein Gemeinschaftsgarten, der sich zu einer lebendigen grünen Oase für Mensch und Natur entwickelt hat. Seit Februar 2025 wird das Projekt vom gemeinnützigen Verein Solidarischer Gemeinschaftsgarten Trier e.V. getragen. Auf rund einem halben Hektar Fläche bauen engagierte Menschen gemeinschaftlich Obst und Gemüse an. Ziel ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, Biodiversität zu fördern und eine ganzjährige regionale Versorgung zu ermöglichen.
Der Garten versteht sich als Lern- und Erfahrungsraum. Unter fachlicher Anleitung können Mitglieder und Interessierte das Gärtnern erlernen, Anbaumethoden ausprobieren und ihr Wissen teilen. Im Mittelpunkt stehen dabei Prinzipien der regenerativen und aufbauenden Landwirtschaft: Die Pflege alter und samenfester Sorten, der Aufbau humusreicher Böden und die Schaffung ökologischer Nischen – etwa ein Trocken- oder (torffreies) Moorbeet. Auch Lagerung und klimafreundliche Verarbeitung werden gemeinsam weiterentwickelt.
Ein besonderes Merkmal des Projekts ist das solidarisches Finanzierungsmodell. Die Mitgliedsbeiträge richten sich nach der individuellen Lebenssituation und werden einmal jährlich in einer solidarischen Beitragsrunde festgelegt. So können alle mitmachen, unabhängig vom Einkommen.
Doch der Gemeinschaftsgarten ist mehr als ein Ort des Gemüseanbaus: Er ist ein Ort der Begegnung. Menschen aller Generationen kommen zusammen – beim Pizzabacken am Lehmofen, am Lagerfeuer, bei Konzerten, Workshops oder Kulturveranstaltungen. Eine Waldbühne, ein Grillplatz, ein Kinderspielbereich und vielfältige Mitmachangebote laden zum Verweilen und Mitgestalten ein. Besonders beliebt ist die jährliche Skillsharing-Woche, in der Wissen aus Landwirtschaft, Handwerk, Kunst und Gemeinschaft weitergegeben wird.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich Umweltbildung. Der Verein bietet Projekttage für interessierte Gruppen an. Erste Pilotprojekte wurden bereits umgesetzt, neue Konzepte sind in Planung mit dem Ziel, ökologisches Wissen weiterzugeben und zu zeigen, wie eine nachhaltige Zukunft mitgestaltet werden kann.
Der Solidarische Gemeinschaftsgarten Trier e.V. versteht sich als Beitrag zur Förderung ökologischer, sozialer und kultureller Vielfalt. Durch das gemeinschaftliche Tun entstehen lokale Antworten auf globale Herausforderungen - und eine solidarische Gemeinschaft wird erlebbar.
Mehr Infos und Mitmachmöglichkeiten
Mitten in München-Schwabing ist in einer Baugrube ein besonderer Ort des Miteinanders und der Vielfalt entstanden: das „Kosmos unter Null“. Die große Brachfläche beherbergt 180 Hochbeete in und um die Baugrube herum, die Warteliste ist lang. Die Beete werden ausschließlich an Menschen aus der direkten Umgebung vergeben – der Garten ist ein Nachbarschaftsprojekt. Die Hochbeete bestehen aus recycelten Materialien wie Paletten, Stahlwannen und alten Industriekisten und bilden in Gruppen bunte, lebendige Inseln. An den steilen Kieshängen entstehen nach und nach Flächen mit Wildpflanzen und Beerensträuchern, angelegt im Rahmen von BioDivHubs. Wissenschaftler*innen erforschen, wie diese heimischen Pflanzen mit den besonderen Standortbedingungen zurechtkommen und wie die Insektenpopulation sich verändern wird.
Auch ein kleiner Hühnerstall gehört dazu: Jeden Tag übernimmt eine andere Familie aus der Umgebung die Patenschaft für die Tiere, die aus einer Legefabrik gerettet wurden – Eier inklusive.
Neben dem Garten gibt es einen Biergarten mit günstigen Getränken, der bewusst auf Musikbeschallung verzichtet. Strom bekommt „Kosmos unter Null“ zu 100 Prozent aus Sonnenenergie.
Projektsite bei Urbane Gärten München
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Im Berliner Kienbergpark entsteht seit 2020 ein lebendiges Praxisfeld für klimaangepasstes Gärtnern: der Kienberggarten. Die Gartengemeinschaft verfolgt einen permakulturellen Ansatz, der die Grundlage für die Gestaltung und Weiterentwicklung der Fläche ist. Sie verstehen den Garten als Experimentierfeld, um Lösungen für die Zukunft zu finden. Sie wollen den mageren Sandboden in einen humusreichen Gartenboden verwandeln, bauen trockenheitsverträgliches Gemüse und gebietseigene Wildpflanzen an und tropisch anmutendes Obst. Sie experimentieren mit Anbaumethoden, um ihren Gemüsegarten vor Hitze, Starkregen und Sturmböen zu schützen.
Im Fokus stehen Bodenaufbau, Bewässerung bzw. Wassermanagement und Artenvielfalt. Im Kienberggarten wird kompostiert und gemulcht und es gibt Schwammbeete. Die Wege unterstützen das leichte Gefälle und sind so gestaltet, dass Regen aufgefangen und in die Beete geleitet wird. Die Gieß-AG und die „Waterharvesting"-AG optimieren immer wieder die Bewässerung im Garten.
Der Garten ist offen organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und setzt auf partizipative Planung, soziale Nachhaltigkeit und ökologische Resilienz. Eine Mischung aus tiefenökologischen Prinzipien, selbstorganisierten Arbeitsgruppen und Experimentierflächen macht den Kienberggarten zu einem vielfältigen Lernort. Die Vision, die alle teilen: eine essbare Landschaft, ein Food Forest vor der Haustür.
In vielen Lebensräumen ist die Artenvielfalt stark zurückgegangen. Gemeinschaftsgärten sind nicht nur Orte zum Gärtnern, naturnah gestaltet, sind sie auch wertvolle Rückzugsräume für Insekten und andere Wildtiere. Im neuen Onlinetool „Wildtiergarten“ der Deutschen Wildtier Stiftung sind die wichtigsten Informationen zum Artenschutz zusammengetragen und für den Garten-Kontext aufbereitet.
Das Tool richtet sich u.a. an Gemeinschaftsgärtner*innen, die ihre Flächen strukturreicher und tierfreundlicher planen oder umgestalten möchten, um so mehr Lebensraum für Wildbienen, Schmetterlinge, Igel und Co zu schaffen.
Im „Wildtiergarten“ gibt es Praxistipps für Wildblumenwiesen, Komposthaufen, Wasserstellen oder Trockenbiotope. Das Tool zeigt mit anschaulichen Illustrationen, kurzen Texten und weiterführenden Links Gestaltungsmöglichkeiten auf. Gemeinschaftsgärtner*innen finden im „Wildtiergarten“ Handlungsmöglichkeiten, die sich gut in Gruppenarbeit oder bei Gartentagen umsetzen lassen. Die interaktive Karte und die Filterfunktion helfen dabei, passende Maßnahmen für unterschiedliche Tiere auszuwählen – ein wertvoller Baustein für Bildungsarbeit, Mitmachaktionen und den Austausch im Netzwerk. Die Nutzer*innen erfahren, wie selbst kleine Maßnahmen in Gemeinschaftsgärten große Wirkung entfalten können – zum Beispiel durch Blühinseln, Totholz und wilde Ecken. Schon kleinste Flächen können einen bedeutenden Lebensraum für kleinere Wirbeltiere sowie Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge bieten.
Für Gemeinschaftsgärten, die sich für Artenvielfalt engagieren möchten, ist der digitale Wildtiergarten ein hilfreiches Werkzeug. Er motiviert, informiert und macht Lust, gemeinsam aktiv zu werden – für mehr (G)Artenvielfalt in der Stadt.
Auf dem Neuen Jacobi-Friedhof in Berlin-Neukölln wächst seit Ende 2019 ein besonderer Ort: der Heilkräutergarten Hevrîn Xelef. Gegründet vom Verein Flamingo e.V. ist er ein Gemeinschaftsgarten von und für Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte – zum Gärtnern, Austauschen und Gedenken.
Entstanden ist der Garten aus dem Bedürfnis heraus, einen Ort jenseits enger Büros zu schaffen – einen, an dem Frauen* sich wohl fühlen und nicht bewertet werden. Ein Ort, an dem sie sich mit der Natur und ihrem Wissen zu Heilpflanzen und Heilungsmethoden verbinden und mit ihren Erfahrungen und Verlusten verbunden fühlen können. Der Garten ist unter anderem inspiriert vom autonomen, selbstorganisierten Frauendorf JINWAR in Rojava. Die Frauen, die vor Gewalt und Krieg fliehen mussten, haben in der Mitte des Dorfes einen Heilkräutergarten angelegt. Hevrîn Xelef und JINWAR stehen in engem Austausch, Saatgut und Wissen werden geteilt.
Flucht, Verlust und Trauma sind wichtige Themen im Heil-Kräutergarten. Das Pflanzen von Gedenkbäumen im Hevrîn Xelef bedeutet Frauen* auch über Berlin hinaus viel. Hier haben sie einen Ort für ihre Trauer, hier findet gemeinsame Heilung statt. Der erste Baum, eine schwarze Maulbeere, erinnert an die ermordete Jina Amini, eine Zwetschge ist Gedenkbaum für die vom IS ermordeten Ezidinnen. Der Name des Gartens erinnert an die ermordeten kurdische Politikerin Hevrîn Xelef.
Die Frauen* gärtnern, treffen sich und organisieren Workshops zu Heilkräutern und feministischen Themen. Der Garten bekommt viel Besuch. Um mehr Hintergrundwissen zu vermitteln, plant die Gruppe wetterfeste Info-Tafeln zu den Geschichten der Gedenkbäume und den Pflanzen. Der Garten versteht sich als begehbaren Gedenkort des feministischen Widerstands. Ein lebendiger Ort des Erinnerns. Ein Friedhof auf dem Friedhof, der anders ist.
Mehr über Flamingo e.V. und den Garten
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