Marienhagen ist ein kleiner Ort und gehört zum Regierungsbezirk Köln. Die Initiatorin vermisste einen Ort, an dem sich die Nachbarschaft treffen, gemeinsam gärtnern und sich austauschen konnte. Bei Spaziergängen im Jahr 2020 kam sie oft an einem brach liegenden Tennisplatz in Marienhagen-Wiehl vorbei. Als dann die Stadt den örtlichen Verschönerungsverein ansprach und nach Ideen für diese Brache fragte, wurde aus der Idee für das Gartenprojekt nach und nach Realität. Es gab einen Aufruf zur Beteiligung. Ein Jahr lang plante eine bunt gemischte Gruppe online den „Natur-Garten-Treff“. Mit an Bord war u.a. der stätische Gärtnermeister und die Kirche, aber auch Nachbar*innen, die gärtnern wollten.
Inzwischen gibt es zwölf Hochbeete, die Familien und Gruppen bewirtschaften und gemeinsame Paprika- und Tomatenbeete. Eine Schul-AG hat eine Blumenwiese angelegt. Bisher nutzt die Gruppe die Hälfte der 1300m², großen Fläche für das Gärtnern. Es gibt zudem eine Grillstelle mit Sitzmöglichkeiten und Gruppen können Veranstaltungen auf der Fläche machen. Bewegungskurse wie Yoga sind in Planung. Auch das Gebäude des ehemaligen Tennisclubs kann mitgenutzt werden. Hier lagert die Gruppe u.a. die Geräte. In einer ausgedienten Telefonzelle wird eine Gartenbibliothek eingerichtet.
Weitere Informationen zur Projektplanung und Instagram-Account des Projekts.
Die ungenutzte Wiese auf Kirchengrund brachte eine kleine Gruppe rund um die Gemeindereferentin der katholischen Kirche in Grevenbroich und Rommerskirchen auf die Idee. Mit Unterstützung von Interessierten, einem ortsansässigen Gärtner und einem Förderprogramm des Erzbistums Köln entsteht hier seit März 2021 ein Gemeinschaftsgarten. Es wurde ein direkter Zugang von der Straße aus geschaffen, IBC-Container für die Wasserversorgung angeschafft, Bäume und Sträucher gepflanzt, Wege angelegt, Sitzmöbel aufgestellt und vieles mehr.
Von Anfang an wurden Interessierte an der Planung und Umsetzung beteiligt. Ideen für die Flächengestaltung wurden gesammelt und vor Ort gemeinsam konkret geplant. Tatkräftige fachliche Beratung erhält die Gruppe durch die biologische Station des Rhein Kreis Neuss e.V. Möglich macht das die Teilnahme an „Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden“ (BICK). Über BICK gab es auch eine Anschubfinanzierung. Weitere Sach- und Geldspenden sammeln die Aktiven hauptsächlich über persönliche Kontakte ein. Der Gemeinschaftsgarten ist im Zentrum von Grevenbroich gelegen, bisher werden alle Beete gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die Garten-AG einer Gesamtschule hat eine Heimat im Garten gefunden. Weitere Gärtner*innen und auch Gruppen sind willkommen, mehr Beete können gebaut werden.
Sowohl bei der Gründung von Projekten als auch bei laufenden Projekten wird überlegt, wie weitere Menschen erreicht werden können. Magnus Busch, Wissenschaftler an der Universität Potsdam und Praktiker in der MachBar Potsdam, stellt in einem Webinar Ergebnisse und Erfahrungen aus seiner Forschung und Praxis (Maker Spaces und Spielstraßen) vor. Er erläutert u.a., wie Ziele und Möglichkeiten des eigenen Projekts anschaulich vermittelt und potentielle Mitmacher*innen gewonnen werden können.
Bewährt haben sich „Make and Take-“ Formate. Angebote, bei denen potentiell Interessierte etwas machen und mitnehmen können, die eine Brücke zum Projekt herstellen und bei denen man ins Gespräch kommen kann. Beispielsweise mit Pflanzenfarben malen und färben, Saatgut ernten, reinigen und einiges davon mitgeben oder Saatgutbomben herstellen.
Unabdingbar ist es, mit den Menschen zu reden, Bedarfe und Interessen in Erfahrung zu bringen und Anknüpfungspunkte aufzuzeigen.
Immer mehr Bibliotheken bieten neben Büchern auch Saatgut an. Dieses können Interessierte mitnehmen und aussäen und sich um die Pflanze kümmern. Ziel ist, dass das Saatgut der betreuten Pflanze(n) dann getrocknet und ein Teil wieder in die Bibliothek zurückgebracht wird. So kann Saatgut erhalten werden. Oft kommt nur wenig zurück.
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN) kooperiert in dem Projekt „Saatgut leihen – Vielfalt ernten“ mit 100 Bibliotheken bundesweit. Fünf Gemüsearten, die eher leicht zu vermehren sind, werden verliehen. Das sind Bohne, Erbse, Gartenmelde, Salat und Tomate.
Verleih bedeutet hier, dass das Saatgut in das Verleihsystem der teilnehmenden Bibliotheken eingepflegt wird. Interessierte erhalten bei der Ausleihe eine Tüte, in der zwei weitere Tütchen stecken: die eine ist mit Saatgut befüllt, die andere leer. Die leere Tüte ist für die Rückgabe des dann von der begleiteten Pflanze geerntete Saatgut gedacht. Die empfohlene Verleihdauer beträgt neun Monate.
Die Saatgut-Leiher*innen können sich für einen Newsletter anmelden und bekommen darüber durch das Gartenjahr begleitet.
VEN stattet die Bibliotheken mit dem Saatgut und Bildungsmaterialien aus und veranstaltet Austauschtreffen für die teilnehmenden Bibliotheken.
Zum Projekt "Saatgut leihen - Vielfalt ernten"
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